Text: Manuela Cristofoletti Fotos: privat
Am 16. Februar 2025 ist Franz X. Kofler – langjähriger Volksmusikpfleger Südtirols und über die Grenzen hinaus bekannter Volksmusikant – im Alter von 82 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben. Südtirols Volksmusikszene hat einen großartigen Musikanten und Freund verloren, der in seinem Tun ein großes Vorbild war, und für unsere Arbeit im Referat Volksmusik auch weiterhin bleiben wird.
Volksmusik war sein Leben, das Referat Volksmusik bis zum Schluss sein Herzensanliegen. Der größte Dank gebührt ihm dafür, dass er als Volksmusikpfleger die Volksmusik in Südtirol wieder zum Klingen gebracht hat! Von 1979 bis 1995 war Franz X. Kofler Volksmusikpfleger im Referat Volksmusik am damaligen Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache. Während dieser Zeit verhalf er der Volksmusik in Südtirol zu einem enormen Aufschwung. Franz X. Kofler spielte im Laufe seines Lebens bei vielen Gruppen, mit verschiedenen Instrumenten. Mit seiner Okarina bei den Rittner Buabm wird er vielen in Erinnerung bleiben.
Erster Volksmusikpfleger Südtirols
Als Franz 1979 seine Stelle als erster Volksmusikpfleger in Südtirol antritt, ist die Situation nicht gerade ermunternd: Es gibt nur sehr wenige Gruppen, die das volksmusikalische Sing- und Musiziergut pflegen. Franz knüpft Kontakte zu Sängern und Musikanten, bietet ihnen Hilfestellungen, organisiert Seminare und Offene Volkslied-Singen. Er ist im ganzen Land unterwegs, gibt wichtige Impulse, damit sich wieder Gesangs- und Instrumentalgruppen bilden und verhilft somit der Volksmusik in Südtirol zu einem enormen Aufschwung.
Bereits 1986 besucht Franz X. Kofler als Volksmusikpfleger zum ersten Mal das Fersental und initiiert die dort beheimateten Harmonikaseminare, die von 1996 bis 2006 regelmäßig stattfinden – angeboten vom Referat Volksmusik, um das rèta geigen zu lernen. Der 2025 verstorbene Volksmusikforscher Walter Deutsch schrieb über ihn: »Franz X. Kofler war einer jener wenigen, der mit einem inneren und äußeren Auftrag es schaffte, eine volksmusikalische Brücke vom vergessenen Gestern in das gelebte Heute zu bauen.« [aus: Walter Deutsch, Laudatio … er pfeift, singt und musiziert, in: Tobi-Reiser-Preis 1999, Franz Kofler. Salzburg 1999.]
Archivarbeit als Grundstock
Besonders hervorzuheben ist Franz X. Koflers unermüdlicher Einsatz rund um die Sammlung Quellmalz, seine Bemühungen um deren Erhalt und Vermittlung. Aufgrund seiner Leidenschaft für die Tontechnik entstehen schon in der Anfangszeit als Volksmusikpfleger unzählige Tonaufnahmen von Sängern und Musikanten, von Veranstaltungen, von Seminaren und Kursen. Franz sammelt auch Notenmaterial und wird dadurch auf die umfangreiche Sammlung Südtiroler Volksmusik des deutschen Musikwissenschaftlers Alfred Quellmalz aus den 1940er-Jahren aufmerksam. Ihm ist es zu verdanken, dass diese Sammlung (Tonaufnahmen und Begleitmaterial) heute nahezu vollständig in Bozen, im Referat Volksmusik, aufbewahrt ist. Franz X. Kofler fährt oft nach Regensburg, wo die Originaltonbänder liegen, um sie zu überspielen, was eine langwierige, sehr zeitaufwendige und umständliche Arbeit war, wie er mehrmals selbst erzählte. Ein weiterer unerlässlicher Schritt war die archivarische Erfassung der Tonaufnahmen. Und auch hier ist Franz X. Kofler nicht untätig. Er legt eine Datenbank an, in der er alle Tondokumente erfasst und mit der wir im Referat Volksmusik auch heute noch arbeiten.
Mit Franz X. Kofler ist das Referat Volksmusik erstmals auch an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Tonmaterials beteiligt: er ist gemeinsam mit Walter Deutsch Mitherausgeber von Volksmusik in Südtirol, dem zehnten Band der Reihe Corpus Musicae Popularis Austriacae. Darin sind Transkriptionen und wissenschaftliche Kommentare zu 250 Tänzen und Spielstücken aus der Sammlung erhalten. Durch seine vielfältige Tätigkeit, durch sein Interesse und seinen Einsatz für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Sammlung Quellmalz legt Franz X. Kofler den Grundstein für ein Archiv bzw. für eine Dokumentationsstelle im Referat Volksmusik.
Unermüdlich bis ins hohe Alter
Auch nach seiner Pensionierung bleibt Franz unermüdlich: Durch die Übergabe zahlreicher wertvoller Tonaufnahmen trägt er zur stetigen Erweiterung des Archivbestandes bei. Er engagiert sich für die Aufarbeitung des Sammelmaterials und die Verbreitung der überlieferten Lieder und Stücke, er initiiert Projekte, wirkt als Referent bei Kursen und Seminaren, arbeitet an Publikationen mit. Vor allem steht er uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Oft auch kritisch, aber immer motivierend, unterstützt er unsere Tätigkeit. Für dieses unermüdliche Engagement und seine Leidenschaft sagen wir nun zum Abschied nochmals danke.
Lieber Franz, deine regelmäßigen Besuche mit deiner Frau Marlene, gespickt mit interessanten Erinnerungen und heiteren Anekdoten, waren immer besondere Momente. Vielen herzlichen Dank für deine Aufbauarbeit im Referat Volksmusik, für deinen unermüdlichen Einsatz rund um die Sammlung Quellmalz, für deine Unterstützung und deine Freundschaft. Pfiati Franz!
»… er wird vielen
in Erinnerung bleiben!«









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