Text: Fritz Winter Fotos: privat
Ich bin mit German Brass gerade auf Tournee in Japan, als mir Roland Pongratz schreibt, ob ich mir ein paar Gedanken zum Miche machen mag. Ich bereitete im Juni gerade den Geburtstag meines Sohnes vor, als der Anruf kam, dass Miche heimgegangen ist. Geburt und Tod, Anfang und Ende, oft sind sie einander so nah. Erste Gedankensplitter schießen mir durch den Kopf, ich denke an seine Frau Gerti, an seine Buben Michael und Maximilian. Und wenn eine Mutter den Sohn verliert. Ich konnte nicht weinen. Stille.
In Tokio, vor fast 40 Jahren hat meine Freundschaft zum Miche und der Familie Eberwein so richtig Fahrt aufgenommen. Wir sollten dort für eine Brauerei mit den Dellnhauser Musikanten spielen. Mit dabei: Marlene, Miches Schwester, der Seefelder Max und der Cheferl – Michl Eberwein sen. Nach dem ersten Auftritt hieß es: Die Pausen sind zu lang, besser 45 Minuten am Stück und dasselbe nochmal. Immer volles Tempo in Japan.
Gemeinsam vom Fußballplatz aufs Musikpodium
Kennengelernt hab ich den Miche auf dem Fußballplatz in Freising. Ober- gegen Mittelstufe. Und damit er nicht ein Tor nach dem anderen gegen uns schießt, hab ich mich hinten rein zum Torwart gestellt. Verloren haben wir trotzdem. Nach und nach sind wir beide zusammengewachsen und hineingewachsen in die Dellnhauser.
Michael hatte Trompetenunterricht beim Zapf Gerd, dem Kammervirtuosen der Bayerischen Staatsoper, ich beim Maier Konni vom Gärtnerplatztheater. Gute Musikanten und vor allem gute Lehrer waren vor 40 Jahren rar, so sind wir regelmäßig nach Minga gefahren, denn der Cheferl wusste genau, wie es klingen soll bei den Dellnhausern. Beide haben wir enorm vom Bichlmeier Albert profitiert, er war damals der einzige studierte Musiker bei den Dellnhausern und hat ganze Berge der genialen Stücke arrangiert. Bert hat uns beide geprägt wie kein anderer.
Heimatverbunden
Ich wollte unbedingt Orchestermusiker werden. Für Michael war klar, dass er in der Holledau bleiben will, ich hätte auch in Kiel oder Köln landen können. Ich hatte Glück, landete in München und wir haben geschätzt 2.000 Auftritte miteinander gespielt. Wir haben die Galaband EM ZWO gegründet, dann zusammen mit Kreativkopf Peter Wittrich Dellnhaun, sind aber immer zu den Wurzeln zurückgekehrt.
Miche, wir beide haben nie gestritten, Du warst immer um Harmonie bemüht und vor allem war dir ein Anliegen, dass es immer für alle Deine Musikanten gut passt. – Mein Plan ist, dass wir beide weiter Kontakt halten, mir zwoa, genau so wie es die letzten 40 Jahre auch war.
Tradition verpflichtet
Michael Eberwein wurde bei seiner Geburt 1963 in Dellnhausen bei Au in der Hallertau die Volksmusik sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Sein Vater Michl Eberwein hatte 1948 die Dellnhauser Musikanten gegründet, die längst zu den führenden Kapellen auf den bayerischen Tanzböden gehörte. Und auch Opa Josef textete und vertonte schon vorher Volksmusik. Ein unverwechselbarer Sound entstand. Typisch Hallertau. Typisch Dellnhauser. Typisch Eberwein.
Natürlich sollte und wollte auch der Junior in die Fußstapfen treten, so dass ihn sein schulischer Weg erstmal ans musische Camerloher-Gymnasium in Freising führte. Und schon im Alter von 16 Jahren begann er, die Dellnhauser Musikanten an der Trompete zu verstärken. Nach seiner Zeit beim Heeresmusikkorps in Regensburg übernahm Michael Eberwein 1990 schließlich die Leitung der Dellnhauser Musikanten. Unzählige Auftritte des Ensembles folgten. Nicht nur in Bayern, auch in Schweden, Indonesien, Japan, China, Indien und in die USA konnte man auf die spritzigen Zwiefachen, Landler und Galopps aus der Hallertau das Tanzbein schwingen. 2004 rief er in Au das Dellnhauser Volksmusikfest ins Leben und sorgte damit alle zwei Jahre dafür, dass ein Begegnungsort für Volksmusikliebhaber und Musikanten entstand. Die Folge waren Ehrungen und Auszeichnungen: Kulturpreis Bayern, Kulturpreis des Landkreises Freising, Volksmusikpreise – und das Bundesverdienstkreuz.
Die Trompete von Michael Eberwein ist im Sommer 2025 für immer verstummt. Seine Musik und die seiner Vorfahren aber wird weiterklingen. Rund 180 Titel haben die Dellnhauser Musikanten beim Bayerischen Rundfunk eingespielt. Zusätzliche 100 Lieder hat die Gesangsgruppe Eberwein aufgenommen. Zusammen mit den anderen Familiengruppen, den Eberwein-Kindern, dem Eberwein-Dreigesang und den Couplets von Josef Eberwein stehen ca. 300 Titel im Schallarchiv des Bayerischen Rundfunks zur Verfügung. Dazu gesellen sich nicht weniger als 24 Tonträgerproduktionen mit insgesamt 350 Stücken und Liedern. Michaels Musikanten-Freunde werden hoffentlich auch weiterhin den Dellnhauser Notenschatz mit seinen etwa 300 handgeschriebenen Volksmusikstücken aus fünf Jahrzehnten zum Klingen bringen und nicht zu Letzt ihm ein Denkmal setzen.









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