Pfiat di Gott, adé

Auf pfiatdigott.at werden steirische Trauerlieder gesammelt und archiviert

26. Oktober 2025

Lesezeit: 3 Minute(n)

»Pfiat di Gott, Hans!«, rief meine Großmutter, als der Leichenwagen mit dem Sarg meines Großvaters davonfuhr. Ausdruck des tief empfundenen Wunsches, ihren Liebsten auf seinem letzten Weg von Gott behütet zu wissen. Gleichzeitig auch die Bitte um Hilfe an eine höhere Macht. Neben dieser höheren Macht – womit können wir Normalsterbliche unsere Liebsten auf diesem letzten Weg behüten? Mit dem Überirdischsten und Alltäglichsten, das wir kennen: Musik.

Text: Lukas Maier  Fotos: Zerina Džubur, Johann Zuschnegg

Trauerlieder behüten uns auf dem letzten Weg

Bei besagtem Begräbnis durfte ich das hautnah miterleben. Der Männergesangsverein Stallhofen interpretierte ein mir bis dahin unbekanntes Lied. Ich musste es nach der Trauerfeier sofort wieder hören. Auf der Suche in den Tiefen des Internets konnte ich dieses Lied jedoch nirgends finden. Nach wochenlanger unergiebiger Suche kontaktierte ich den Männergesangsverein direkt und erkundigte mich nach dem Titel des Liedes und ob es eine Aufnahme dazu gibt. Der Titel Muaß wohl furt aus meiner Kamma war schnell gefunden, eine Aufnahme jedoch unmöglich zu bekommen. Kaum jemand, weder in der Steiermark noch in Österreich, hat sich dieses Themas in dieser Form bisher angenommen. Deshalb habe ich selbst die Initiative ergriffen und während einer Trauerfeier in Stallhofen besagtes Lied und einige weitere aufgenommen, den Text und das Notenmaterial dazu gesammelt und archiviert. Dabei hat mich die Inspiration gepackt, nicht bei diesen wenigen Liedern Halt zu machen, sondern mich der gesamten Fülle von bei Begräbnissen gesungenen Liedern in der Steiermark zu widmen.

Foto: Zerina Dzubur

Schützenswertes Kulturgut und tröstlicher Begleiter 

Seit meiner ersten Aufnahme 2023 durfte ich bis heute zahlreiche dieser gleichsam überirdischen wie alltäglichen Momente mit meinem Aufnahmegerät begleiten. Menschen aus unserer Mitte nehmen sich Zeit und musizieren nach dem Arbeiten oder während ihres wohlverdienten Ruhestands. Mit einer unbewussten Selbstverständlichkeit wird dieser Teil ihres Alltags zu einer erhebenden Geste für Verstorbene und Hinterbliebene.

Ich möchte mit meiner Arbeit einen Beitrag dazu leisten, die Musik bei Begräbnissen in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts zu dokumentieren und dieses wichtige und bisher kaum beachtete Kulturgut der Steiermark nachhaltig zu sichern wie auch allen Interessierten auf der Internetseite pfiatdigott.at zugänglich zu machen.

Ich freue mich über hilfreiche Tipps und Personen, die ihr Trauerlied-Repertoire teilen oder sich über das Thema austauschen wollen: office@lukasmaier.at.

pfiat di gott – Archiv steirischer Trauerlieder

Ein Beitrag in Kooperation mit dem Steirischen Volksliedwerk.

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Lukas Maier

Foto: Johann Zuschnegg

Zum Autor

Lukas Maier, geboren 1994, aufgewachsen am Kalvarienberg in St. Johann ob Hohenburg, arbeitend als selbstständiger Musiker und Tonproduzent sowie als Fachsozialbetreuer. Kunstsozialisiert in Graz, Wien und dem Burgenland ist er vielseitig tätig und gut vernetzt in den Bereichen Musik, Fotografie, Film, Literatur, Handwerk und in der Organisation von Kunst- und Kulturveranstaltungen. Sein Wohn-, Arbeits- und Lebensraum befindet sich in Graz.

www.lukasmaier.at

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