Oper weiß-​blau

Unterhaltung … alles außer gewöhnlich!

12. September 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

Text: Roland Pongratz Fotos: Markus Hauptmann

Bayern ist ein Opern-Land. Schon 1644 fand mit L’Orfeo von Claudio Monteverdi (1567–1643) im Reichen Zimmer der Münchner Residenz die erste bekannte Opernaufführung in der Landeshauptstadt statt. Die Aufführung markiert den Beginn einer langen und bedeutenden Geschichte der Oper in Bayern, die sich über Jahrhunderte im ganzen Land entwickelt. Denken wir nur an die pompösen Spielstätten, das Nationaltheater in München, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth oder das Fürstbischöfliche Opernhaus zu Passau. Weltweit gefeiert werden die bayerischen Komponisten und Librettisten Emanuel Schikaneder (1751–1812), Richard Wagner (1813–1883) oder Richard Strauss (1864–1949). Und auch die Münchner Opernfestspiele (seit 1875) oder die Bayreuther Festspiele (seit 1876) gehören zu den traditionsreichsten Musikfestivals weltweit. Eigentlich könnte man meinen, die Geschichte der Oper in Bayern ist nun weitestgehend fertig geschrieben. Doch weit gefehlt: Nach den Opern auf Bayrisch des Münchner Schriftstellers Paul Schallweg (seit 1985) erobert gerade ein weiteres neuartiges Opern-Format die Bühnen im Freistaat: Oper weiß-blau.

___STEADY_PAYWALL___

Wenn Arien auf Blechnachschlag treffen

Bei Oper weiß-blau gehen klassische Melodien der internationalen Opern- und Operettenliteratur eine enge Bindung mit dem kernig-schmissigen Klang altbayerischer Blasmusik ein. Oder anders: Die von vielen erfolgreichen Volksfestauftritten und umjubelten Konzerten erfahrenen Blasmusikanten der Holledauer Musikanten unter Leitung von Helmut Schranner bringen mit der preisgekrönten Mezzosopranistin Franziska Rabl zusammen, was bisher nicht wirklich zusammengehörte – Blasmusik und Opernarien. Freilich gibt’s in Bayern eine gewisse Tradition berühmte Opern- und Operettenmelodien für Blasmusik zu arrangieren und bei Stand- und Festkonzerten zum Vortrag zu bringen, aber gesungen wurden sie äußerst selten, gerne bediente man sich der Ouvertüren – man denke an Dichter und Bauer von Franz von Suppé (1819–1895), Im weißen Rössl von Ralph Benatzky (1884–1957) oder den Gefangenenchor aus Giuseppe Verdis (1813–1901) Nabucco.

Die Werke vereinzelt ins Repertoire aufzunehmen war eher Zeichen der Wertschätzung und Popularität, denn Programm. Anders nun bei Oper weiß-blau: Hier werden ganz bewusst die zwei Welten der Blasmusik und der Oper verwoben und so erklingen etwa George Bizets (1883–1875) Carmen und Giacomo Puccinis (1858–1924) Gianni Schicchi sowie Franz Lehárs (1870–1948) Die Lustige Witwe und viele weitere Hits und Evergreens der Opern- und Operettenliteratur in neuem klanglichem Kleid. Für eben dieses zeichnet an erster Stelle Peter Wittrich (*1959), seines Zeichens freischaffender Komponist und Professor an der Hochschule für Musik und Theater München, verantwortlich. Professionell mit viel musikalischem Augenzwinkern hat er den Musikern Arrangements auf den Leib geschrieben, die zum einen ihr Können zum Vorschein bringen, zum anderen aber auch für viele klingende Überraschungsmomente sorgen. Wer denkt schon bei Opernarien als erstes an Alphörner, Kuhschellen und Holzlöffel als Begleitinstrumente.

Mezzosopranistin und Blaskapelle

Um ein anspruchsvolles Programm, ja Projekt – dessen Wurzeln übrigens in einer Kneipe Wanted in den Beiruter Bergen ­liegen –, auf die Beine stellen zu können, ist schon viel Know-How und Können, aber auch Einsatzbereitschaft, Mut und Ehrgeiz erforderlich. Alls dies zeichnet die Akteure durch die Bank aus: Die Holledauer Musikanten werden seit Jahrzehnten für ihre wohltemperierte Spielfreude geschätzt und für ihre einzigartige Bühnenpräsenz geliebt. Eine Vielzahl von Auftritten führte sie deshalb als authentische traditionelle Blaskapelle bereits durch die halbe Welt – von Russland bis Rimini, von Sydney bis Sylt und von El Paso bis zur Papstmesse. Unter der Leitung des unermüdlichen Musikenthusiasten Helmut Schranner (*1964), Kulturpreisträger des Landkreises Freising, hat das Ensemble bisher zwei CDs veröffentlicht und ist gerngesehener Gast bei Funk und Fernsehen.

Die Leidenschaft für die Blasmusik von Mezzosopranistin Franziska Rabl (*1975) für Blasmusik rührt von ihrer ursprünglichen Instrumentalausbildung als Hornistin her. Ihr Hauptfach ist aber freilich der Gesang. So war sie u. a. Ensemblemitglied des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz und an der Oper Dortmund. Zuletzt gastierte sie unter anderem am Nationaltheater Mannheim, an der Leipziger Oper und dem Theater Hof. Ob ihres hervorragenden Könnens ist Franziska Rabl Preisträgerin der Internationalen Sommerakademie Mozarteum und des Jan-Kiepura-Wettbewerbs (Renate-Holm-Operettenpreis). Regelmäßig begeistert sie ihr Publikum und die Kritiker gleichermaßen mit ihrer stimmlichen wie darstellerischen Präsenz. Die Passauer Neue Presse würdigte etwa ihr Timbre als »dunkel lockend, warm und tief, und im nächsten Moment metallisch hart wie eine Sirene – ein feurig-scharfer Cocktail, der die Zuschauer zum Jubeln brachte.« So lässt sich neben einer 15-köpfigen Blaskapelle bestehen!

Durch den Abend führen im Wechsel der fernsehbekannte Freisinger Schauspieler Stephan Leitmeier (*1987) – ein bayerischer Allrounder, nur so strotzend vor Bühnenpräsenz – und der Wolfratshausener Schauspieler Claus Oblaski (*1954), der in Fernseh- und Kinofilmen ebenso Erfolge feiert wie an den Münchner Kammerspielen. Mit humorvollen Anekdoten und wissenswerten Informationen verstehen sie es mit viel Esprit so manches Operngeschehen gehörig auf die Schippe zu nehmen oder auf charmante Weise und sehr glaubhaft ins Land zwischen Zugspitze und Main zu verlegen. Bei so einem außergewöhnlichen Opernabend kann einem Bayern nur das Herz aufgehen!

https://www.holledauer-musikanten.de/
https://franziska-rabl.de/

3
Die »Holledauer Musikanten« (Ltg. Helmut Schranner) und Franziska Rabl

Veranstaltungstipp

Oper weiß blau im Deutschen Theater München; Samstag, 13. September 2025, 19.30 Uhr
Karten:
Ehttps://www.deutsches-­theater.de/
https://tickets.­muenchenticket.de/

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Werbung

L