Keine Angst!

Kasperl-Kolumne, Januar 2025

14. Januar 2025

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Ich singe nicht, schon lange nicht mehr, seit jenen fernen Tagen schon, da ich als junges Krokodil hier zugezogen bin, noch grün hinter den Ohren, mit Schaffensdrang im Leib, Begeisterung im Sinn und im Herzen ganz viel Zuversicht, mindestens drei Kilo. »Musik ist doch eine Sprache, die jeder versteht.«, dachte ich, »Sie überwindet doch auch die gewaltigen Hürden zwischen Oberpfalz und Niederbayern.« Drum wagte ich zu hoffen, mein Gesang werde mir auch hier die Herzen öffnen. Pfeifendeckel. Nach den ersten Tönen sind alle in Panik weggerannt. Bei den fauchenden und brüllenden Aspekten des Reptilien-Liedguts könnte man freilich schon den Eindruck bekommen, da geht es nur um Aggression und Fressgier. Aber das stimmt ja so nicht. Jedenfalls nicht immer und ausschließlich. Doch davon kann ich keinen überzeugen. Selbst meine bitteren Tränen hält man hier für verlogen. Drum sing ich nur noch nachts in meinem Kämmerlein still vor mich hin. Wenn ihr also einmal in finsterer Gasse aus einem Kellerfenster ein Fauchen hört, dann fürchtet euch nicht, denkt euch, es singt da ein einsames Reptil von seiner Sehnsucht. Für euer Verständnis dank ich euch jetzt schon.

Eure Chantalle

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