Text und Foto: Gisela und Herbert Pöhnl
Die Gesangsprobe des Franzl-Viergesangs ist wieder von Spannung und Diskussion belastet, dem mini-culture-clash pro 4xang. Für den großen Herbst-Hoagoartn wird die Playlist erstellt und das ist wieder vom Grundsätzlichem überschattet. Der Ausgangspunkt: Bleiben wir in der Tradition oder gehen wir mit dem Zeitgeist und was ist das jeweils?
Zum Beispiel: Soll der Song Da Summa ist uma als The summer ist over gelistet werden? Aber wie soll Is wieda dumpa worn global verständlich betitelt werden? Sofort Kritik, Vorschläge keine. Soll das Alte festgehalten und zugleich die Worte mega, cool und crazy wenigstens da und dort eingebaut sein, weil wir doch, wie alle meinen, uns in einer sich ständig wandelnden Gegenwart befänden, der Rechnung getragen werden muss? Auch wenn gestrige Gedanken der Veränderung längst vergessen sind. Trotzdem: Veränderung ist Leben, Festhalten ist Identität. Oder so.
Bald werden wir uns alle in die gleiche schwarze Winterkleidung verpacken, unser chinesisches Auto winterbereifen, Musik aus Amerika hören, Mode aus Frankreich tragen, Pasta aus Italien und Würstl aus Wien essen, Kaffee aus Äthiopien trinken und in Thailand urlauben. Ist Identität mobil, global? So viele Fragezeichen. Soll der Viergesang/4xang ein Saxophon einsetzen und Jeans tragen? Bedeuten der Verzicht von Experimenten und modischen Lächerlichkeiten vielleicht gar das echte Loslassen?
Entwicklung sei, so heißt es, den Mut aufbringen und Platz zu machen für das Neue und Fremde. Das ist schnell behauptet, auch, dass ein Umorientieren kreativ und kommunikativ sei. Aber wie ist die regionale Musik betroffen und wie bleibt sie typisch? Und wie begeistert sie zugleich ein neues Publikum, auch wenn dieses in einer anderen Realität lebt? Sind die Rapper, Nerds, Touristen, Tiktoker, Yuppies, Influencer und Youtuber erreichbar für Zwiefache und Gstanzln?
Franz wird jetzt die nicht neue Debatte beenden und an die aktuelle Realität erinnern. Er spielt auf der Gitarre die Anfangsakkorde von Fein sein, beinander bleibn, alle lockern sich und Franzl fordert: »Wia san ma?« und alle bestätigen: »Cool sanma!« Franzl provoziert weiter, er schaut auffällig lange und schmunzelnd auf seine neue Apple-Watch ultra3. Kommentar seiner Mitsänger: »Supercool«. Und alle setzen singend die Stimmung fort: »Gscheid sein, nit einitappn, fein sein, beinander bleibn!« – Lifestyle?!
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