editorial

zwiefach #02-2025

5. März 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

»Kleider machen Leute.«

Volksweisheit

Liebe Sänger & Musikanten,
liebe Leserinnen & Leser!

Wer in der Öffentlichkeit – und ist sie noch so klein – musiziert, der rückt sich in gewisser Weise in den Mittelpunkt. Da hilft es auch nicht, wenn man sich als Hintergrundmusik betrachtet. Klanglich spielt oder singt man sich auf jeden Fall in den Vordergrund. Man präsentiert sich. Man gibt ein klingendes Statement ab. Und natürlich wissen wir: Das Auge isst mit! D. h. das Aussehen der Sänger und Musikanten beeinflusst mit, ob uns die Musik gefällt oder ob wir Lust haben ihr zuzuhören oder sogar drauf zu tanzen. Das Bühnenoutfit, wie man neudeutsch so schön sagt, spielt also eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Verbindung zwischen Musik und Kleidung ist sowohl faszinierend als auch unausweichlich. Den meisten Musikern ist dies sehr wohl bewusst, so dass sie sich durchaus intensive Gedanken zu ihrem kleidungstechnischen Auftritt machen. Gerade auch die Volksmusikanten.

Volksmusik mit ihren Traditionen ist auch ein Lebensgefühl, das sich so ganz nebenbei in der Kleidung und ihren Accessoires widerspiegelt. Dirndl-Gwand und Lederhose, Trachtenhemd und Manchester-Hose, Janker und Mieder, Wadlstrümpf und Haarnadeln, Stopselhut und Flechtfrisur. Unsere Musik strahlt Fröhlichkeit und Lebensfreude aus, kann uns aber auch bei ganz feierlichen, ernsthaften oder gar traurigen Ereignissen begleiten. Da passt nicht immer der gleiche Look. Die Jahreszeiten wollen berücksichtigt werden und auch Komfort sowie Bewegungsfreiheit gilt es zu beachten. Da brauchts Anpassungen. Und dafür wiederum brauchts Gespür und wohl auch eine Prise Erfahrung.

In die ganzen Überlegungen rund ums Musikanten-Gwand fließen natürlich auch die von der Bewahrung des regionalen kulturellen Erbes ein. Da unterscheidet sich die Musik keinen Deut von der Kleidung. Andauernd finden Entwicklungen statt. Beide sind sie Moden ausgesetzt. Immer wieder finden sich frische Trendsetter. Manches ist von anhaltender Beständigkeit, anderes von kurzer Dauer. Musik und Tracht repräsentieren ein starkes Gemeinschaftsgefühl, sie sind Ausdruck von Zugehörigkeit. Nuancen können regionale Unterschiede widerspiegeln. Ihr Kern stellt eine Konstante dar, sie vermittelt Stabilität und Identität. Nach innen und nach außen.

Tracht und Musik können aber auch starke Zeichen von Individualität sein, da sie den Trägern oder Akteuren eine Plattform zur Selbstinszenierung bieten. Sie sind dann kreativer Ausdruck der jeweiligen Persönlichkeit, deren Stil sich durchaus auch im stetigen – meist langsamen – Wandel befinden kann. Was heute noch chic ist oder brandneu klingt, kann in zehn Jahren als überholt gelten. Und trotzdem fußt es auf Traditionen oder gründet ggf. neue.

In der Welt der Kleidung und der Musik geht es letztlich darum, sich selbst treu zu bleiben und die Freiheit zu genießen, sich auf eine Weise auszudrücken, die wirklich zu einem passt. So wird das Gwand zu einer Erweiterung der Musik, ein Tanz der Stoffe und Melodien, der ein bisschen die einzigartige Geschichte eines jeden Menschen erzählt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Auswärts!

Ihr Roland Pongratz

[Sie finden die Ausgabe #2-2025 der  »zwiefach« hier im Archiv]

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