editorial

zwiefach #03-2025

23. April 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

»Aufn Berg oder im Tal, singa toan ma überall.«

Aus einem Volkslied

Liebe Sänger & Musikanten,
liebe Leserinnen & Leser!

Das Streben nach oben, auf die Gipfel oder Dächer der Welt scheint in den Menschen schon immer angelegt zu sein. Und so sind Berge nicht nur majestätische Naturwunder, sondern von jeher auch Orte von spiritueller Bedeutung. Das ist tief verwurzelt in den Kulturen und Traditionen vieler Völker und Religionen rund um den Globus. Berge spielen in religiösen Überlieferungen und mythologischen Erzählungen gerne eine zentrale Rolle. Erinnern wir uns an die Berge Sinai, Olymp oder Kailash.

Die imposante Präsenz der Berge und die Nähe zum Himmel übt seit ewigen Zeiten eine starke Anziehungskraft auf Suchende aus und inspiriert sie dazu, nach Erleuchtung, Erkenntnis und innerem Frieden zu streben. Die spirituelle Kraft der Berge ist wie ein unsichtbares Band, das viele Menschen mit der Natur und dem Göttlichen verbindet. Die Kraft ist nicht greifbar, aber dennoch spürbar. Sie manifestiert sich auf vielfältige Weise, etwa durch Stille. Sie bietet Raum für Kontemplation und inneres Wachstum. Sie ermöglicht es, sich von äußeren Ablenkungen zu lösen und in sich selbst hineinzuhorchen, um die Stimme der inneren Führung zu hören. Auch Weite und Erhabenheit von Berglandschaften erzeugen ein Gefühl der Verbundenheit und Einheit mit der Natur und ihrem Schöpfer. Und nicht zuletzt erfordert der Aufstieg Ausdauer, Willenskraft und ab und an die Überwindung von Hindernissen, er spiegelt damit das Leben mit seinen Höhen und Tiefen wider.

Auch Sänger und Musikanten suchen gerne die Berg- oder Waldeinsamkeit, um dort ihre Melodien zum Klingen zu bringen. Es sind erhebende Momente für die Ausführenden selbst und auch für Zuhörer, wenn etwa zwei Flügelhornspieler vom Gipfelkreuz eine Weise gen Horizont schicken, 3–4 Alphörner ihre Naturtöne ins Tal blasen oder in der Felswand ein Jodler und auf dem Schachten eine Ari erklingt. Atemberaubend. Magisch. Und allen Tonfolgen wohnt ein Ruf inne: »Dem Himmel sei Dank!« Man muss nur bereit sein hinzuhören und sich darauf einzulassen.

Aber auch die Täler haben ihren Reiz. Nicht nur, dass dort pulsierendes und blühendes Leben in Hülle und Fülle zu finden ist. Es gibt auch die abgeschiedenen Täler, in denen sich spezielle Traditionen entwickeln konnten, die zum Teil bis heute von dauerhaftem Bestand sind. Dort sind sie ab und an zu finden, die lokalen oder regionalen Besonderheiten, die im nächsten Tal schon wieder ganz anders sein können. Genau deshalb gilt es auch da genau hinzuhören und hinzuschauen, um die überlieferten Nuancen im alpenländisch-globalen Einheitsklang aufspüren, erhalten und weitergeben zu können. Eine große Aufgabe für uns alle!

Ich wünsche Ihnen den Sommer über viele schöne und erhebende Momente zu Berg und zu Tal und freue mich auf ein Wiedersehen oder -hören etwa beim Bairischen Geigentag an Pfingsten in Freyung!

Ihr Roland Pongratz

[Sie finden die Ausgabe #3-2025 der  »zwiefach« hier im Archiv]

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