Text: Christoph Lang
Sound of Schwaben – so lautete ein Projekt, das 2023 vom Bezirk Schwaben durchgeführt wurde. 211 einzelne Geräusche und Klänge sammelte der Popmusikbeauftragte Maximilian Schlichter an 34 Orten in Schwaben, um die Region akustisch abzubilden. Dabei entstanden u. a. Aufnahmen in Putenställen, von Bauarbeiten, vom Klang des Lechs bei seiner Mündung in die Donau, von Kuhschellen und den Arbeiten in einer Käserei. Die Klänge und Geräusche wurden anschließend digital veröffentlicht und bildeten die Grundlage für den Kompositionswettbewerb des Bezirks Schwaben im Jahr 2023.
Klänge, Geräusche und Musik als Jahresmotto 2026
Sound of Schwaben lautet nun auch das Jahresmotto 2026 der Kulturabteilung des Bezirks Schwaben. Es war nicht zuletzt die Erinnerung an das gleichnamige Projekt, das den Kulturausschuss des Bezirkstags von Schwaben zur Wahl des Slogans bewegte. Den Anlass, 2026 ein Schwerpunktthema zu wählen, das Klänge, Geräusche und Musik in den Mittelpunkt rückt, bot indessen das bevorstehende Jubiläum des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM). 1926 wurde der organisatorische Zusammenschluss der Blaskapellen im Südwesten Bayerns gegründet. Aktuell sind mehr als 2 % der Menschen in Bayerisch-Schwaben in Blaskapellen aktiv – mehr als in allen anderen Regionen Deutschlands. Blasmusik gehört deshalb zu den wesentlichen akustischen Identitätsmarkern im Bezirk Schwaben.
Im Hinblick auf das Jubiläum des ASM veranstaltet die Bezirksheimatpflege Schwaben am 14./15. November 2025 eine Tagung, die die Geschichte der geblasenen Musik in Schwaben in den Fokus rückt. Beginnend bei der Augsburger Stadtpfeiferei im Mittelalter, den Stadttürmern in den kleineren Städten der Frühen Neuzeit und den Militär- und Landwehrkapellen des 19. Jahrhunderts spannt sich der Bogen bis in die Gegenwart. Auch schwierige Themen wie etwa die Geschichte der Blasmusik in der NS-Zeit werden dabei behandelt. Weitere Vorträge widmen sich u. a. der historischen Entwicklung von Besetzungen, der in den Blaskapellen gespielten Literatur, der Musikantentrachten und der Integration der Heimatvertriebenen in die schwäbischen Blaskapellen. Ein kommentiertes Konzert, das Bläser- bzw. Blasmusik aus verschiedenen Epochen vorstellt, rundet als Abendveranstaltung die Tagung ab.
Zusammen mit weiteren Institutionen des Bezirks (Volksmusikberatungsstelle, Trachtenkulturberatung, Museum Oberschönenfeld) sowie der Universität Augsburg kann so ein vielfältiger thematischer Querschnitt auf wissenschaftlicher Grundlage angeboten werden. Gleichwohl ist die Tagung nicht nur für ein wissenschaftliches Fachpublikum konzipiert, sondern soll auch interessierte Laien ansprechen.
Eine historische Aufnahme der Orgel in der Augsburger Synagoge
[Sammlung des »Jüdischen Museums Augsburg Schwaben«]
Eine Abbildung einer Obergünzburger Musikkapelle, Ende 18. Jh., Ausschnitt aus einer größeren Darstellung »Zunftzug der Bierbrauer«; die Kapelle besteht – so wie wir es aus den schriftlichen Quellen kennen – aus zwei Geigen, einem Holzblasinstrument (Klarinette oder Oboe), zwei Hörnern und einem tiefen Streichinstrument (Violone?).
[Historisches Museum Obergünzburg]
Symposium macht jüdische Musik in Schwaben erlebbar
Nur wenige Tage später, am 18./19. November 2025 lädt die Bezirksheimatpflege Schwaben in Kooperation mit der Schwabenakademie Irsee zu einem weiteren Symposium mit musikwissenschaftlichem Thema. Im Rahmen der Tagungsreihe zur Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben soll der Fokus auf den Themenbereich Musik gelegt werden. Die Tagungsreihe beschäftigt sich seit rund 35 Jahren mit Aspekten des jüdischen Lebens im heutigen Bezirk Schwaben und hält dadurch die Erinnerung an die jüdische Vergangenheit der Region lebendig. Trotz der langen Tradition, die die Tagungsreihe mittlerweile hat, spielten Musik und Gesang im Judentum als Thema bislang keine Rolle. Die anstehende Tagung soll dieses Desiderat beseitigen und Zugangsmöglichkeiten aufzeigen.
Dabei richtet sich der Blick zum einen auf die Bedeutung der Musik im sakralen Kontext. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem die Kantoren der bayerisch-schwäbischen Synagogen. Zum anderen soll auch die weltliche Musik der Gemeinden Beachtung finden und mit ihnen die schwierige Suche nach jüdischen Musikanten und ihrer Musik. Ein etwas leichterer Zugang ergibt sich erst ab dem 19. Jahrhundert mit der Gründung jüdischer Gesangvereine und der Beteiligung von Juden in anderen musikalischen Gruppierungen.
0 Kommentare