Das immer wieder Geschehende, das vielmal Passierte, ist ab einem Stadium der Wiederholungen keiner Aufmerksamkeit mehr wert. Nur eine Störung stellt das üblich gewordene für kurze Zeit für die Kommentierung bloß. Ein Beispiel sind die sehr häufigen nächtlichen Taxifahrten entlang der bayerisch-böhmischen Grenze der Erotik wegen. Der größte Teil geschieht verborgen und gilt in den einschlägigen Kreisen als normal, als reine Gewohnheit.
Nicht wenige Grenzbayern verspüren eine Sonderform von Durst und verabschieden sich für eine Stunde von ihrer Familie, um in Pantoffeln und Trainingsanzug beim Nachbarn die Straße runter ein Pils zu trinken. Aber, komisch, mit noch schnell und heimlich eingesteckter Geldbörse. Denn das wahre Ziel sind der Herzl-Club oder das Moulin Rouge jenseits der Grenze im nahen Osten, im Böhmischen. Die Touren dieses kleinen Grenzverkehrs bilden mittlerweile das Hauptgeschäft der ostbayerischen Taxler, ihre Konjunkturdaten sind enorm, auch weil der Taxometer während der Wartezeit läuft und läuft und immer mehr Euros addiert.
Bei dieser Form der intimen und intensiven Völkerverständigung werden Störungen möglichst weggeschwiegen, etwa eine kurzzeitig aufgetretene Geflügelpest. Alle Grenzfahrer mussten seinerzeit bei der Grenzüberschreitung durch eine Wanne mit Desinfektionsmitteln gehen, dann erst konnten sie erwartungsvoll den nachbarschaftlichen Grenzraum betreten und ihren Durst und andere Verlangen stillen.
Allerdings wechselte in Folge der tschechischen Vorsichtsmaßnahmen zunehmend die Farbe der Füße in ein heftiges Rot, gepaart mit einem immer schmerzhafteren Juckreiz. Da half nur eine mehrmalige Fußwaschung daheim und eine belastbare Begründung der Gattin gegenüber. Sauberkeit und Klarheit seien einfach wichtig, in allen Beziehungen, wurde gefühlt, besonders bei den nachbarschaftlichen Grenzüberschreitungen, auch den heimlichen. Hier gehe es um Völkerverständigung und praktische Kontakte, um Europa halt.
Gisela und Herbert Pöhnl
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