»Fein sein, beinander bleibn!«
Tiroler Volkslied
Liebe Sänger & Musikanten,
liebe Leserinnen & Leser!
An welche Musikantenfamilien denken Sie, wenn Sie hören, dass ein alpenländisches Magazin eine Ausgabe dem Motto Geschwister verschrieben hat? Naja, nachdem Sie ja die Titelseite der vorliegenden zwiefach-Ausgabe bereits in Augenschein genommen haben, können Sie kaum mehr eine unbefangene Antwort geben. Aber wer fällt Ihnen außer den Wells noch ein? Wolferl und Nannerl Mozart, Wastl und Jackl Roider, Slavko und Vilko Avsenik, die Brustmänner aus Waldram, Fritz und Xaver Stoiber oder Rudi, Heinrich und Josef Zapf …? Tatsächlich gibt es viel mehr, als man auf Anhieb glauben mag.
Forscher haben festgestellt, dass gemeinsames Musizieren nicht nur empathische und soziale Fähigkeiten bei Kindern verbessert, sondern dass Musik auch die nonverbale Kommunikation innerhalb einer Familie erleichtert. Man kann sich gut vorstellen, dass in einem 17-köpfigen Haushalt wie bei den Wells in Günzlhofen durchaus nonverbale Kommunikation erwünscht ist. Ob aber ein »Dauer-Hauskonzert, unterbrochen von Auftritten z. B. beim Sparkassendirektor aus dem Nachbardorf oder zu weihnachtlichen, österlichen, sonstigen Feierlichen und manchmal mehr oder weniger grausigen Anlässen« eine selig machende Alternative ist, bleibt dahingestellt.
Als sechs der 15 Geschwister der Großfamilie Well vor einigen Jahren ihre Ensembles Biermösl Blosn und Wellküren beim Programm Fein sein, beinander bleiben! auf der Bühne wiedervereinten, wurde gemeinsam gesungen und gespielt, gedichtet und gereimt, gejodelt und geplattelt, gestritten und wieder versöhnt. Wie im richtigen Leben eben! In ihrer Familienaufstellung auf volksmusikalischer Basis legten sie auch schonungslos offen, wie es zu den jeweiligen Instrumentierungen kam: »Fehlte beispielsweise für eine Besetzung eine Trompete, überlegte man, wer dafür in Frage käme. Zur Not erweiterte man den Kreis um ein neues Familienmitglied. Gespielt wird Harfe und Zither, Hackbrett und Dudelsack, Nonnentrompete, Akkordeon, Alphorn, Trompete, Horn, Klarinette, Saxophon, Maultrommel, Flöte, Okarina, Schlagzeug, Geige, Kontrabass, diverse Tuben und Brummtöpfe … alles Instrumente, die von den Mitgliedern der Familie im Laufe ihrer Kindheit erlernt wurden, um sich im Großfamilienverbund als Individuum Gehör zu verschaffen, sich zugleich zu integrieren und auch abzugrenzen.«
In dieser zwiefach-Ausgabe schauen unsere Autoren noch in einige weitere Musikantenfamilien hinein. Sie führen Gespräche in der Gegenwart und erkunden Ereignisse in der Vergangenheit. Und neben musikalischen Verwandtschaften wird auch die Adventszeit ein wenig beleuchtet, denn auch da sind die Geschwister-Bezüge nicht so weit, denken wir nur an das Hirtenlied Lost auf meine Brüder!
Ich wünsche Ihnen viele unterhaltsame Momente beim Durchblättern der letzten zwiefach für das Jahr 2024!
Ihr Roland Pongratz
[Sie finden die Ausgabe #6-2024 der »zwiefach« hier im Archiv]
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