Text: Christoph Lambertz
Abwechslungsreiche Arrangements, gekonnt gespielt und sympathisch vorgetragen: es ist kein Wunder, dass schwäbischwild den 2024 erstmals vergebenen Förderpreis Volksmusik des Bezirks Schwaben erhalten hat. Der neu geschaffene Förderpreis richtet sich u. a. an Musikprojekte, die innovativ oder kreativ mit traditioneller Volksmusik umgehen. Sechs Bewerbungen wurden eingereicht, alle auf hohem musikalischem Niveau. Daraus hat die Jury einstimmig die Newcomer-Gruppe schwäbischwild als Sieger ausgewählt.
schwäbischwild spielt eigentlich in einer gängige Tanzlmusik-Besetzung mit Klarinette, Trompete, Akkordeon und Tuba. Die Besonderheit ist das Cello, das äußerst selten in der bayerischen und alpenländischen Volksmusik zu finden ist. Es wird von Johanna Held gespielt, die aus Schießen im Landkreis Neu-Ulm stammt. Sie und ihre Schwester Magdalena, die bei schwäbischwild die Klarinette spielt, sind schon seit Kindertagen mit der Volksmusik vertraut. Ihre Mutter Dagmar leitet die Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben, eine Einrichtung des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege. Bei den Volksmusikseminaren des Landesvereins und des Bezirks haben die Held-Schwestern auch ihre Mitspieler kennengelernt: den Trompeter Lukas Linzmeier aus Anhofen, den Akkordeonspieler Martin Hegele aus Violau und den Tubisten Tobias Mittelmaier aus Gersthofen. Ende des Jahres 2020 haben sie sich zusammengetan und die veranstaltungslose Zeit während der Corona-Beschränkungen für intensive Probenphasen genutzt. Danach konnten sie gleich so richtig durchstarten, denn das Repertoire der Gruppe kommt an beim Publikum. Die fünf beherrschen die Spielweise der traditionellen Volksmusik perfekt. Die überlieferten Stücke werden immer gekonnt instrumentiert und dazu abwechslungsreich und kreativ arrangiert. »Wir schauen aber auch und immer ein bisschen aus Bayrisch-Schwaben raus. Zum Teil mixen wir, zum Beispiel mit Jazz oder mit Klezmer-Elementen und gehen da einfach ganz experimentell ran«, sagt Johanna.
Dazu kommen Eigenkompositionen, die hauptsächlich von Martin Hegele stammen. Martin, der mit seinem Bruder und seinem Vater auch noch das Trio ScheinEilig bildet, ist ein kreativer Komponist mit einem tollen Gespür für Melodien, die ins Herz und in die Tanzbeine gehen. schwäbischwild macht aber nicht nur Instrumentalmusik. Das Singen gehört ganz selbstverständlich dazu – und das auch gerne im schwäbischen Dialekt.
Neben der Liebe zur Musik haben die Gruppenmitglieder von schwäbischwild noch etwas gemeinsam: »Wir sind zufällig alle Pädagogen und Pädagoginnen, also Lehrkräfte und Sozialpädagogen,« erzählt Magdalena. »Wir haben die schöne Möglichkeit in der Mittelschule und am Gymnasium Musik weiterzugeben. Wir können die Volkstänze und Volkslieder auch in die Schule bringen. Die Kinder nehmen das lieber an, wenn man es erst ein bisschen moderner verkauft. Und dann kann man wieder zurück zu den Wurzeln gehen, das ist eigentlich ganz spannend. «
Gespannt darf man auch darauf sein, was man zukünftig von schwäbischwild zu hören bekommt. Das Preisgeld soll auf alle Fälle in professionelle Tonaufnahmen gesteckt werden.
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