Textabänderung im Suppinger Liederbuch, hrsg. v. Schwäbischer Albverein, Stuttgart 1953: Strophe 1 / Zeile 2: beläubert; 1/4 und i woiß net, mo-n-i, mo-n-i statt und i, und i woiß net mo-n-i; 2/3: jo; 3/2: junge; 3/3 Bauraburscht; 4/2: ischt; 5/2: lustgen Bauraburscht; Strope 6 bis 9 sind nicht abgedruckt.
I woiß a grüne Linde: Der Lehrer Jonas Köpf hat zusammen mit dem Landwirt Georg Dukek in dem kleinen Bauerndorf Suppingen auf der Schwäbischen Alb in den 1930er-Jahren den kompletten Liederschatz des Dorfes gesammelt und notiert (siehe auch »zwiefach« 64/4, 2021). Daraus entstand 1953 das Suppinger Liederbuch in dem etliche dieser Lieder und Schnitz (Vierzeiler) veröffentlicht wurden. Köpf hat aber alle sehr derben, offensichtlich erotischen und ordinären Schnitz aus seiner Publikation weggelassen hat. Dies war zu der Zeit usus, verfälscht aber das Bild der Singkultur. Ja es kann, wenn der Aufzeichner Strophen weglässt, bis hin zur vollständigen Bedeutungsänderung eines Liedes führen. So auch bei: I woiß a grüne Linde. Vom stimmungsvollen lyrischen Anfang wandelt es sich zum derben Spottlied. Das Lied, das bisher in keinem Liederbuch aufgezeichnet ist, war in Suppingen hauptsächlich in Männergesellschaften zu hören, so von feiernden Holzhauern, die sich vor Unwetter ins nächste Wirtshaus geflüchtet hatten, so Jonas Köpf.
Karl Aichele (1890–1980), Professor an der Stuttgarter Musikhochschule, hat hier ein sehr schönes, ja am Anfang sogar schwermütiges Lied in kunstvollem Satz vertont. Doch ergänzt man dieses Lied um die fehlenden Strophen, die im Nachlass von Jonas Köpf im Deutschen Volksliedarchiv schlummern, so erhält es einen ganz anderen, derben Charakter. Die hier vorliegende Version führt den Satz von Aichele und die originale Textaufzeichnung von Köpf zusammen.
Das Lied ist GEMA-frei und kann jederzeit ohne Genehmigung öffentlich aufgeführt werden.
Danke für diesen wertvollen Beitrag!