Bäume gehören zu den stillen Freunden des Menschen. Fest verwurzelt wachsen sie von ihrem Standort aus dem Himmel entgegen. Im Sommer ist es angenehm, sich im Schatten eines Baumes vor der Hitze der Sonne zu schützen. Manche Bäume spenden uns ihre Früchte, die uns mit ihrem Reichtum an Vitaminen und anderen Nährstoffen gesund erhalten. Das Holz des Baumes dient uns als Bau- und Brennmaterial. Und zu guter Letzt filtern ihre Blätter Schadstoffe aus der Luft und reinigen sie damit. Viele Bäume überdauern eine Zeitspanne von mehreren Menschengenerationen. Beständig bleiben sie an ein und demselben Ort in der Erde verwurzelt, wachsen, blühen und vermitteln den Menschen mit ihrem kurzen Leben ein Gefühl davon, dass es Dinge gibt, die sie und ihre eigene Endlichkeit überdauern. Bereits am Anfang der Bibel steht der Baum als Sinnbild für die Ewigkeit. Viele Bäume wachsen eine gefühlte Ewigkeit lang. Zum Beispiel die Linde. Es gibt einige tausendjährige Exemplare.
Text: Wulf Wager Fotos: Archiv Wager, Wikipedia, Adobe Stock, Pixabay, Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition
Während die Eiche als männlicher Baum gilt, ist die Linde eine weibliche Baumpersönlichkeit. Die Menschen haben seit jeher eine enge, ja man kann fast sagen eine emotionale Bindung zur Linde. Sie ist eng in unserem kulturell-mystischen Leben eingebunden, gemeinschaftlich etwa als Dorflinde, als Tanzlinde, als Kirchlinde, als Burgbaum, als Heiligenbaum oder ganz persönlich als Hausbaum. Die Linde hat eine lange und vielseitige kulturhistorische Bedeutung. Sie ist ein Symbol für Wachstum, Stärke, Gerechtigkeit und Unvergänglichkeit, aber auch für Liebe, Fruchtbarkeit und Heilung. Durch ihre Rolle in der Mythologie, der Volksmedizin, der Kunst und Literatur hat sie einen festen Platz im kulturellen Erbe vieler Regionen und Länder.
Meist besungener Baum
In Deutschland ist die Linde noch vor der Eiche der meist besungene und in Namen, Bildern und Wappen genannte und gezeigte Baum. Schon 1210 schreibt Gottfried von Straßburg in seinem Tristan über den wohltuenden Schatten, den »das grüne Lindenblatt« spendet. Der Lindenbaum war sozialer Mittelpunkt von Ortschaften und Märkten. Er erfüllte als Dorfmittelpunkt Aufgaben einer heutigen Mehrzweckhalle. Eine oder mehrere Linden pflanzte man an einem zentralen Platz der Siedlung oder am Dorfbrunnen. So wurde die Linde zum Lebensbaum und -zentrum der Gemeinschaft. Sie fungierte als Baum der Begegnung, des Austausches, des Gesprächs, also der Dorfkommunikation. Trauungen, Feste und Versammlungen wurden unter ihr durchgeführt. Dorfangelegenheiten wurden gütlich unter der Linde verhandelt.
Erhalten sind zahlreiche Kirchlinden und Tanzlinden, allesamt mehrhundertjährig. Eine volkstümliche Aussage zum Alter der Linden lautet: 300 Jahre wachsen, 300 Jahre stehen, 300 Jahre vergehen. Dies ist durch mehrere über 1.000-jährige Linden mit urkundlicher Erwähnung der Lindenpflanzungen bestätigt.
Tanz unter der Linde, Hieronymus Bock 1556
»Die Linde ist ein Baum des Lebens.«
Baum des Lebens
Die Linde ist ein Baum des Lebens, ihre Blüten, der Honig, die Blattknospen und Früchte sind Nahrungsmittel, sind ein therapeutisches Hausmittel und finden Einsatz in der Medizin und Kosmetik schon seit Jahrhunderten. Auf die Heilwirkung weist schon der Name der Linde hin, denn der kommt aus dem althochdeutschen Lind, was mild, sanft, weich, biegsam bedeutet. Die Linde verschafft Linderung, also Erleichterung und Wohlergehen.
So erwähnt die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen schon im 12. Jahrhundert die lind[!]ernde und heilende Wirkung unterschiedlicher Teezubereitungen aus Blüten und Aufgüssen aus Lindenblättern. In Kräuterbüchern der Hoch-Renaissance (14. bis 15. Jh.) wird von Heilkundigen auf die Anwendung von Lindenblüten und -blättern als Heilmittel hingewiesen. In der Volksheilkunde
wurden traditionell und regional unterschiedliche Aufbereitungs- und Darreichungsformen aus Blüten, Blättern, aus getrockneter Rinde und in geringem Umfang auch aus Lindenholz favorisiert.
Von Lindau zur Lindenstraße
Allein im deutschen Sprachraum soll es 1142 Ortschaften geben, die das Wort Linde im Namen tragen, wie z. B. Lindau, Lindenberg, Lindenfels, Lindeck, Hohenlinde. Des Weiteren gibt es Burgen, Klöster und Wallfahrtsorte, die ihren Namen durch die Linde erhalten haben. Außerdem gibt es unzählige Gasthäuser Zur Linde, wo dieser Baum Schatten spendet und die Gäste zur Ruhe und Einkehr einlädt. Es gibt viele Straßennamen, wie Linderhof, die durchs Fernsehen bekannte Lindenstraße oder die berühmte, 1647 in Berlin gepflanzte Allee Unter den Linden. In Deutschland gibt es rund 7.000 Straßen, die den Namen Linde beinhalten. Also ist die Linde ein kulturhistorisches Schwergewicht. Die baden-württembergische Stadt Neuenstadt am Kocher hieß früher Neuenstadt an der Linde. Es gab dort eine uralte Sommerlinde am Stadttor. Ihre niedrigen Seitenäste wurden jahrhundertelang durch 100 Säulen, die meisten aus Stein, gestützt. Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1448. Sie hatte 1865 einen Umfang von 985 Zentimetern. Ihre letzten Reste wurden 1945 zusammen mit der Stadt zerstört und mittlerweile wieder mit neuen Pflanzen auf den alten Säulen errichtet.
Die Lindenanlage von Neuenstadt am Kocher
Symbol für Wachstum und Stärke
Aufgrund ihrer Schönheit, ihrer imposanten Größe und ihrer langen Lebensdauer wird die Linde oft als Symbol für Wachstum, Stärke und Unvergänglichkeit angesehen. In der germanischen Mythologie wurde die Linde als heiliger Baum verehrt und als Sitz der Göttin Freya angesehen. Sie war die Göttin der Liebe, des Glücks, der Fruchtbarkeit und des guten Hausstandes. Durch die Christianisierung wurden aus den alten Freya-Linden dann Maria-Linden, die heute die einzig noch vorhandenen Baumheiligtümer sind. Die Linde spielte dann auch eine wichtige Rolle im mittelalterlichen Christentum und wurde oft in der Nähe von Kirchen gepflanzt. Sie symbolisierte die unvergängliche Liebe Gottes und wurde als Treffpunkt für Versammlungen und Gerichtsverhandlungen genutzt. Auch in zahlreichen Erzählungen, Legenden, Sagen und Märchen wird die Linde erwähnt. So macht ein herabfallendes Lindenblatt den Helden Siegfried im Nibelungenlied beim Bade im Drachenblut verwundbar.
Unsere liebe Frau von der Linde im Land von Ravenstein, Amsterdam, erste Hälfte 18. Jahrhundert
Dorfgericht unter der Linde, Dieblod Schilling, Luzern 1478
Gericht unter der Linde
Viele Orte in Mitteleuropa hatten früher ihre Dorflinde, die neben der Kirche das Zentrum des Ortes bildete und Treffpunkt für den Nachrichtenaustausch und die Brautschau war. Es wurden Tanzfeste unter diesem Baum – zum Teil auch auf und in sogenannten Tanzlinden – gefeiert. Außerdem wurde hier auch meist das Dorfgericht abgehalten. Die Linde gilt als ein Symbol für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden und Heimat sowie als Platz der Gemeinschaft. Dazu Martin Luther: »Wenn wir Reuter sehen unter der Linden halten, wäre das ein Zeichen des Friedens. Denn unter der Linde pflegen wir zu trinken, tanzen, fröhlich sein, denn die Linde ist unser Friede- und Freudebaum.«
Die Rechtsprechung unter Bäumen kam in vielen Kulturen vor und wurde bereits im Alten Testament erwähnt. Die alte Gerichtsversammlung, das Thing- oder Schrannengericht, fand im Mittelalter meist zweimal im Jahr unter freiem Himmel unter Gerichtslinden oder Thing-Linden statt. Manche Thing-Urteile endeten mit dem Satz »Gegeben unter der Linde«. Die Gerichtslinden standen meist an markanten Punkten in der Landschaft, an Burgen, Kirchen oder auf Hügeln – oder eben mitten im Dorf. Sie galten als Freiheitsbäume. In vielen alten Urkunden wird das Gericht unter der Linde Judicum sub tilia erwähnt. Dem lag die Annahme zugrunde, die Linde als heilig verehrter Baum würde helfen, die Wahrheit zu erfahren. Berühmte bayerische Gerichtslinden waren z. B. die Kunigunnenlinde bei Kasberg sowie die Linde von Staffelstein, die 1200 Jahre alt ist und damit eine der ältesten Europas. Gerichtslinden waren zugleich auch Gerichtsstätten. An der Göttinger Gerichtslinde erfolgte 1859 eine letzte Hinrichtung. Über zehn mehrhundertjährige Gerichtslinden sind noch erhalten. Bei den Dorfgemeinschaften war die Linde der Symbolbaum für Frieden und Heimat, für Eintracht und Gerechtigkeit, dort, wo die Linde stand, war der Platz der Gemeinschaft.
Poesie der Linde
Literarisch wird die Linde mit ihren herzförmigen Blättern gerne für verlässliche Liebesbekundungen, enge Freundschaftsbande oder tragische Leidenschaften poetisch verwendet. Schon in den Gesängen des Walter von der Vogelweide (1170–1230) kommt die Linde als Symbol der Liebe vor: »Under der linden an der heide, da unser zweier bette was…«. Und Heinrich Heine sagte, »Sieh dieses Lindenblatt! Du wirst es / Wie ein Herz gestaltet finden, / Darum sitzen die Verliebten / Auch am liebsten unter Linden.«
In zahlreichen Liedern, Gedichten, Romanen wird bekundet, wie die Linde für Liebe, Treue und Zuneigung steht. Beeindruckend die literarische Liebesneigung zu Lotte »… und sah noch dort unten im Schatten der hohen Lindenbäume ihr weißes Kleid« in Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832) Die Leiden des jungen Werthers. Weitere bekannte Werke, in denen die Linde vorkommt, sind beispielsweise Goethes Erlkönig oder Hermann Hesses (1877–1962) Unterm Rad.
So klingt die Linde
Die Linde hat auch eine besondere Bedeutung in der Musik, insbesondere in der Volksmusik. In vielen Ländern Europas gibt es Lieder und Tänze, die von der Linde und ihrem Schatten inspiriert sind. Besonders in der kulturgeschichtlichen Epoche der Romantik bis in die Spätromantik steht die Linde symbolisch für Gefühl, Leidenschaft, Mysterium, individuelles Leben und Liebe, als sehnsuchtsvoller Kontrast zur beginnenden Industrialisierung. Das manifestiert sich auch in einigen bekannten Musikstücken, die von der Linde inspiriert sind.
Ein literarisches Denkmal hat dem Baum Wilhelm Müller (1794–1827) in seinem Gedicht Der Lindenbaum gesetzt. Unter dem Titel Am Brunnen vor dem Tore wurde es erst zum Volkslied, nachdem der Tübinger Universitätsmusikdirektor, Komponist und Musikpädagoge Friedrich Silcher (1789–1860) die von Franz Schubert (1797–1828) komponierte Melodie 1846 für den Laiengesang arrangierte. Fast zeitgleich wurde Kein schöner Land in dieser Zeit erstmals publiziert, wo es weiter heißt: »…wo wir uns finden, wohl unter Linden, zur Abendzeit«.
In der klassischen Musik findet man die Linde oft als musikalisches Motiv in Opern und Orchesterwerken. Ein bekanntes Beispiel ist die Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber (1786–1826), in der die Linde als Treffpunkt für die Protagonisten dient und in einer bekannten Arie besungen wird. Auch in der klassischen Musik symbolisiert die Linde oft die Verbindung zwischen Natur und Mensch, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Linde ist hier romantisches Symbol für Gemeinschaft, Liebe und Naturverbundenheit. Selbst im Instrumentenbau ist das Holz der Linde beim Harfenbau und Orgelbau im Einsatz.
Tanz auf und in der Linde
Tanzlinden sind kunstvoll geleitete Lindenbäume, die früher in manchen Regionen häufig der Mittelpunkt dörflicher Feste und Bräuche waren. Heute gibt es sie nur noch in wenigen Dörfern. Ursprünglich wurden als Tanzlinden nur geleitete Linden bezeichnet, die Podeste trugen, damit in der Baumkrone getanzt werden konnte. Die Stützpfeiler der geleiteten Tanzlinden sind dabei, ähnlich wie die übrigen Konstruktionen, häufig kunstvoll gearbeitet. Offenbar war die Tanzlinde früher weit verbreitet. Zur Tanzlinde schrieb Johann Wolfgang von Goethe in seinem Osterspaziergang: »Schon um die Linde war es voll, und alles tanzte schon wie toll«.
Es wird zwar öfter von Tanzlinden berichtet, doch wie das Geschehen um die Linde war, kann man sich nur schwer vorstellen. Auf der zuvor erwähnten Darstellung von Hieronymus Bock von 1556 sehen wir, wie die Dorfbewohner um ihren Lindenbaum tanzten, begleitet von Musikern. Der Tanzplatz eines Dorfes befand sich unter und teils auch in der Linde. Er wurde in die unterste Aststufe gebaut, dem Teil des Baumes, der nach mythologischer Vorstellung dem Menschen zugedacht war. Es wurden große und stabile Gerüste errichtet, so dass darauf eine ganze Musikkapelle und die Tanzenden Platz hatten. In Deutschland gibt es noch einige solcher Tanz- und Stufenlinden. Die Tanzplätze stehen meist auf sieben, zwölf oder mehr Steinsäulen.
Eine Besonderheit des fränkischen und thüringischen Raums ist die Tanzlinde, die wiederum eine außergewöhnliche und seltene Form der geleiteten Linden darstellt. Man tanzt nicht um den Baum, sondern in ihm. Die älteste und größte noch betanzte Linde ist die von Limmersdorf, die seit 350 Jahren in Betrieb ist. Bei der Kirchweih geht es dort hoch her. Die Musikkapelle findet am Rand der etwa 35 Quadratmeter großen Fläche in einem Bretterhäuschen Platz. Dann tanzen die Limmersdorfer vier Tage lang zur Ehre des Heiligen Johannes, Namenspatron der benachbarten Kirche, erst unter, dann in der Linde. Seit spätestens 1729 findet in ununterbrochener Folge die Kerwa statt. Die hölzerne Konstruktion muss wegen der Witterung und des Baumwachstums immer wieder ausgetauscht werden, aber die acht Sandsteinsäulen, die sie tragen, sind zum Teil noch die ursprünglichen – in einer ist die Jahreszahl 1729 eingemeißelt. In Limmersdorf entsteht zurzeit das Deutsche Tanzlindenmuseum, in dem neben einer umfassenden Bestandsaufnahme unter anderem auch erstmals eine Klassifizierung und Typisierung sowie eine umfassende Bibliothek zusammengestellt werden soll.
Die einzigen drei Tanzlinden in Franken, auf denen immer noch zur Kirchweih getanzt wird, stehen in Limmersdorf, Peesten und Langenstadt. Die Teesteuer Tanzlinde wurde zwar erst 1951 neu gepflanzt, aber es existieren auch noch Überreste ihrer Vorgängerin. Deren Herkunft reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Heute zeugen zwölf Sandsteinsäulen und eine steinerne Wendeltreppe, über die man in den 87 Quadratmeter großen Baumsaal gelangt, von dieser längst vergangenen Zeit. Die Lindenkirchweih in Peesten findet am 2. Sonntag im Juni statt.
Ein ebenso markantes Wahrzeichen ist die alte Tanz- und Gerichtslinde im Zentrum des Marktplatzes von Isling. 2015 wurde sie zum Baum der Bayern gewählt und repräsentiert damit nun ganz Bayern. Bis in das 20. Jahrhundert wurden die beiden Etagen der Linde als Bühne für Musikanten und Tanzfläche bei verschiedenen Veranstaltungen benutzt. Hier wird jährlich das Lindenfest gefeiert. Da die Tragfähigkeit des oberen Astkranzes nicht mehr gegeben ist, kann nur noch die untere Ebene benutzt werden.
Quellen
Gerhard Robert Richter, Zur Kulturgeschichte der Linde, LWF Wissen 78.
Klaus Popko und Bernd Reuter, Zur kulturhistorischen Bedeutung der Linde, in: Sachsen-Anhalt Journal 2-2016.
Symbolik der Linde, Georg-August-Universität Göttingen, Forstbotanischer Garten, https://www.uni-goettingen.de/de/41770.html
Beatrice Häring, Die »Kerwa« und der Tanz auf der Linde, in: Monumente – das Magazin der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Februar 2015.
Die Linde als Schnitzholz
Lindenholz wird vor allem in der Bildhauerei, zum Schnitzen und für Drechselarbeiten verwendet. Verbreitet war zum Beispiel der Einsatz von Lindenholz in der deutschen Bildhauerei vor allem der Spätgotik, so unter anderem durch Tilman Riemenschneider (um 1460–1531) oder Veit Stoß (um 1447–1533). Da Heiligenstatuen häufig aus Lindenholz gefertigt wurden, galt es als lignum sacrum (lat. = heiliges Holz). Noch heute ist die Mehrzahl der Masken, die im Brauchtum in der Fastnacht und in der Adventszeit verwendet werden aus Lindenholz geschnitzt. Nur im hochalpinen Raum wird teilweise auch Zirbenholz verwendet. Das Lindenholz ist weich und lässt sich deshalb gut bearbeiten.
In Deutschland wird der jährliche Verbrauch an Lindenholz für Schnitzarbeiten auf 3.000 bis 5.000 m³ geschätzt.
Laub und Gras – das Lindenblatt als Schafkopf- und Doppelkopfkarte
Nicht nur der Lindenbaum, auch das grüne Lindenblatt steht in besonderer Weise für freundschaftliche Bande, für Zuneigung und Verbundenheit, es diente z. B. auch als Vorlage für das Blatt bei der Spielkarte im deutschen Blatt. Im württembergischen Blatt, beim Gaigel, beim Doppelkopf oder beim bayerischen Schafkopf ist das Lindenblatt (Blatt, Gras, Grün, Laub) eine Spielfarbe. Im erstmals 1472 erwähnten altdeutschen Kartenspiel zeigt das Lindenblatt den freien Bauernstand.
Das Lindenblatt auf Schafkopf-Spielkarten
Die Linde als deutscher Symbolbaum
Nach Kriegen (oder Pestepidemien) gab es den Brauch, sogenannte Friedenslinden zu pflanzen. Die meisten erhaltenen Exemplare erinnern an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, einige aber auch noch an den Westfälischen Frieden, wie etwa die Friedenslinde am Dreierhäuschen im thüringischen Ponitz, oder an lokale kriegerische Ereignisse wie die Zerstörung Ratzeburgs. 1991 wurde in der thüringischen Stadt Niederdorla, dem topografischen Mittelpunkt Gesamtdeutschlands, als Zeichen der wieder gewonnenen deutschen Einheit, eine Kaiserlinde Tilia pallidia gepflanzt. Schon das geographische Fadenkreuz der alten BRD wurde unweit von Herbstein in Hessen mit einer Linde markiert. Ebenfalls zur Erinnerung an die Wiedervereinigung wurde 1990 eine Kaiserlinde in der Nähe des Berliner Reichstages gepflanzt. Es wurden weitere Linden als Freiheitsbäume entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gepflanzt, um an die friedlichen Veränderungen innerhalb der DDR zu erinnern.
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