Text und Fotos: Melanie Schiele
Innovation made in Augsburg
Eine, die das nicht hinnehmen will, ist Susanne Conradi. Die Geigenbauerin aus Augsburg beschäftigt sich schon seit den 1990er-Jahren mit Alternativen im Instrumentenbau. Vor zehn Jahren hat sie die Gründung von Eben!Holz mitinitiiert, ein Verein, der sich für die nachhaltige Nutzung und den fairen Handel mit Hölzern für den Instrumentenbau einsetzt und ein Aufforstungsprojekt auf Madagaskar betreibt.
Heute bringt sie ein Griffbrett aus Walnuss in Form. Das Holzstück ist eingespannt und wird abgehobelt. »Walnuss ist nicht ganz so hart und robust wie Ebenholz«, erklärt sie. »Aber es eignet sich vor allem im Schülerbereich fast genauso gut wie das Tropenholz. Dass es sich minimal schneller abnutzt, merkt man beim normalen Gebrauch eigentlich nicht. Und klanglich macht es keinen Unterschied.«
Das darf man der Geigenbaumeisterin glauben. Susanne Conradi baut nämlich nicht nur Instrumente, sie spielt sie auch: Ihre Bratsche ist natürlich Marke Eigenbau und ausschließlich aus europäischen Hölzern hergestellt. Öko-Bratsche nennt Conradi das. Und auch Öko-Geigen oder -Celli baut sie in ihrer Werkstatt in der Augsburger Innenstadt. Dafür wurde sie jüngst mit dem Augsburger Zukunftspreis 2022 ausgezeichnet.
Unkräuter Kostbarkeiten. Kulinarische und musikalische Reise durch die Natur
Preislicher Anreiz für Öko-Instrument
Die Jury, bestehend aus Schülerinnen und Schülern der Städtischen Berufsschule VI, lobte sie in ihrer Begründung für ihre innovativen Methoden und die nachhaltige und kostengünstige Herstellung. Preislich liegen Instrumente aus Conradis Öko-Serie eher im niedrigeren Segment. »Das muss so sein, um Anreize zu schaffen«, sagt sie. »Der Preis bestimmt leider allzu oft noch die Kaufentscheidung.«
Dabei spielt sie auch auf Billig-Geigen an, die man online kaufen kann. »Raubbau und illegale Abholzung ist nicht nur ein Problem bei Tropenhölzern. Bei diesen Instrumenten kann man weder nachvollziehen, woher das verwendete Holz kommt, noch unter welchen Umständen es abgebaut wurde.«
Conradi weiß das bei ihren Instrumenten sehr genau. Fichtenholz für die Geigendecke kommt aus Südtirol, wo es nachhaltig angebaut wird, den Ahorn für den Geigenboden bezieht sie aus Bosnien. Auch da kennt sie die Produzenten. Sie verwendet aber auch Weide aus dem heimischen Garten oder eben die Walnuss für das Griffbrett, an dem sie gerade arbeitet.
Die erste Geige ohne Tropenholz hat Susanne Conradi bereits 1994 gebaut. Vor 20 Jahren hat sie sich Wirbel aus Eibe und Zwetschge statt aus Ebenholz herstellen lassen. »Die gab es so noch nicht«, sagt sie. Die Geigenbaumeisterin experimentiert gerne mit verschiedensten Holzarten und ist zu dem Schluss gekommen: »Was Tropenholz kann, kann heimisches Holz auch. Nachhaltiger und ökologisch verträglicher.«
Susanne Conradi Meistergeigen
Hallstraße 12, 86150 Augsburg
+49 821 153431 | +49 175 6061500
https://conradi-meistergeigen.de
0 Kommentare