Text: Magnus Kaindl Fotos: Thomas Merk
Traudi Siferlinger ist für viele der Inbegriff und das Gesicht einer lebendigen, offenen Volksmusikszene in Bayern und darüber hinaus. Als Moderatorin, Autorin und Filmemacherin entdeckt und zeigt sie bayerische Lebensart und Kultur auf ihre ganz eigene charmante, freudige und ansteckende Art. Die Musik spielt dabei immer eine essenzielle Rolle. Für ihr Engagement für und in der Volksmusik erhielt Traudi unlängst den Bayerischen Verdienstorden. Die »zwiefach«-Redaktion gratuliert ihr sehr herzlich dazu. — Ihr besonderes Anliegen ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Einmal im Jahr moderiert sie die beliebte Veranstaltung Huraxdax – Kinder machen Volksmusik im Bayerischen Rundfunk ( BR ) und ermöglicht damit seit vielen Jahren jungen Musikantinnen und Musikanten ihren ersten Live-Auftritt vor einem größeren Publikum. Unser Redaktionsmitglied Magnus Kaindl hat sich mit ihr in München getroffen und über ihre Förderung von Kindern und Jugendlichen gesprochen.
Magnus Kaindl: Liebe Traudi, die meisten Menschen kennen dich als Moderatorin und musikalische Gestalterin deiner Sendung Wirtshausmusikanten im BR. Weniger bekannt ist, dass du Musikpädagogik und musikalische Früherziehung studiert hast. Bist du in diesen Bereichen noch tätig?
Traudi Siferlinger: Ja, zumindest im Geigenunterricht. Ich habe vor über 30 Jahren bei der Gründung der Musikschule in Fahrenzhausen im Landkreis Freising federführend mitgewirkt und ich fühle mich nach wie vor sehr eng mit ihr verbunden. Das ist mir eine Herzensangelegenheit und ich lasse es mir deshalb nicht nehmen, einmal in der Woche aus München rauszufahren, um meine Schüler im Einzel- und Ensembleunterricht für die Musik zu begeistern. Mir ist diese Arbeit sehr wichtig.
In der musikalischen Früherziehung bin ich schon lange nicht mehr tätig. Ich habe den Eindruck, dass ich dafür mittlerweile eine zusätzliche Ausbildung in Musiktherapie bräuchte. Denn mir fällt über die Jahre schon auf, dass es immer mehr Kinder gibt, die im Verhalten auffälliger sind und eine intensivere Aufmerksamkeit brauchen, als sich das im regulären Rahmen des Unterrichts unterbringen ließe.
Auch der Faktor Zeit spielt hier eine gewichtige Rolle, oder?
Tatsächlich ja. Und ich habe mir hin und wieder die Frage gestellt, ob ich das Unterrichten nicht bleiben lassen sollte, weil es zeitlich oft eng ist. Aber mir sind die Kinder enorm wichtig und mit Musik machen bringst du einen Rhythmus in dein Leben und damit auch einen Rhythmus in deinen Alltag. Und du kannst so viel Kraft aus der Musik schöpfen! Das ist es, was mich persönlich in meiner umfangreichen Arbeit hält, strukturiert und erfüllt. Das möchte ich meinen Schülern auch weiterhin auf ihren Weg mitgeben.
In der Nachwuchsarbeit erfüllst du im BR eine besonders reizvolle Aufgabe. Du konzipierst und moderierst das Format Huraxdax – Kinder machen Volksmusik. Wie ist es zu diesem Titel gekommen?
Huraxdax, das klingt sehr schwungvoll, lustig und eignet sich für mich damit hervorragend für diese Veranstaltung mit und für Kinder und Jugendliche. Ich habe dazu auch ein Lied gemacht (stimmt an): »Huraxdax, huraxdax, mir san heit guat drauf! Huraxdax, huraxdax, d’ Musi spuit glei auf! Hey, hey, auf geht’ s, spuin das kracht bis morgn auf d’ Nacht und da Opa Kopfstand macht!« Und das singen wir gemeinsam mit dem Publikum und die Gruppen spielen dazu.
Seit wann moderierst du Huraxdax und was ist dir bei der Entwicklung und Zusammenstellung besonders wichtig?
[lacht] Ich bzw. wir mit der Redaktion BR-Heimat haben heuer ein kleines Jubiläum, denn ich moderiere das Huraxdax seit genau 20 Jahren. 2004 habe ich das Format aus einer Pilotphase übernommen und seither kontinuierlich weiterentwickelt. Dahinter steckt die Idee, mit Kinder- und Jugendgruppen unterschiedliche Klangfarben auf die Bühne zu bringen, sie gemeinsam musizieren und singen zu lassen und ihnen natürlich auch einen Einblick in die Sendetechnik des BR zu geben. Denn das Huraxdax wird mitgeschnitten und auf BR-Heimat ausgestrahlt.
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Bei der Zusammenstellung achte ich auf klangliche Vielfalt, sowohl in der Instrumentierung als auch in den unterschiedlichen Volksmusik-Regionen. Das können Kinderchöre oder kleine Gesangsgruppen sein, in denen zum Teil schon die ganz kleinen mitsingen. Dazu Bläsergruppen und noch eine Saiten- oder Geigenmusik, die dann meist schon etwas älter sind. So stehen vier- bis 18-jährige gemeinsam auf der Bühne, manchmal auch mit ihren Eltern, denn auch Familienmusiken möchte das Huraxdax eine Bühne bieten.
Kann man sich als Gruppe für das Huraxdax bewerben?
Ein Bewerbungsverfahren an sich gibt es nicht. Ich suche und entdecke im Rahmen meines musikalischen Netzwerks immer wieder neue Nachwuchsgruppen. Ich bin ja sehr viel auf Volksmusikwettbewerben unterwegs, z. B. als Jurymitglied beim Zwieseler Jugendfink oder auch als Moderatorin beim Traunsteiner Lindl und beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in Innsbruck. Da krieg ich ein gutes Gefühl für die Gruppen, wie sie drauf sind und ob sie fürs Huraxdax passen könnten. Auch mit Musiklehrern bin ich in engem Austausch, ob in ihrem Umfeld neue Gruppen entstehen.
Es steckt also einiges an persönlicher Vorarbeit in diesem Projekt.
Ja so ist es. Und es macht mir richtig Spaß! Mir ist es ein echtes Anliegen und Bedürfnis, die potenziellen Teilnehmer vorab näher kennen zu lernen. Ich besuche zum Teil die Gruppen daheim, bin beim Proben dabei, komme mit ihnen und den Eltern ins Ratschen. Spätestens dann merke ich, ob sie als Gruppe auch zu Huraxdax passen.
Und nebenbei ist dann die Situation vor Ort im Funkhaus schon wesentlich entspannter, weil wir uns eben schon kennen. Und ich krieg natürlich vieles vorab mit, was ich dann in meine Moderation und in die kleinen Interwies mit den Mitwirkenden mit aufnehmen kann.
Wie läuft das Huraxdax dann über die Bühne?
Der erste Teil wird konzertant von den bis zu fünf ausgewählten Gruppen gestaltet. Das ist auch der Teil, der für den Hörfunk mitgeschnitten wird. Danach wuselt es auf der Bühne. Zunächst sind die Kinder und Jugendlichen aus dem Publikum eingeladen, Instrumente auszuprobieren. Anschließend gibt es noch die Möglichkeit für sie, auf ihren mitgebrachten Instrumenten als Solist oder ebenfalls in ihrer Gruppe vorzuspielen. Das Ganze begleite ich freilich moderierend und ich finde es einfach nur berührend, wie motiviert alle sind, weil sie auf die BR-Bühne dürfen.
Und für mich persönlich ist es auch toll, weil ich eine unterstützende BR-Heimat-Redaktion hinter mir habe. Diese Zusammenarbeit mit Andrea Altmann, Stefan Frühbeis und Stefan Semoff ist wirklich Gold wert.
Magst du uns zum Abschluss noch einen Ausblick geben, was sich sonst in deinem Umfeld im Nachwuchsbereich alles tut?
Erst einmal wird das Huraxdax auch heuer wieder stattfinden [siehe Infokasten] und zwar im Studio 2 des BR. Und als freie Mitarbeiterin habe ich die Möglichkeit, darüber hinaus im BR den ein oder anderen Akzent in der Nachwuchsförderung zu setzen. Seit ein paar Jahren gibt es z. B. das Format Huraxdax Maxi. Aus klein wird da praktisch groß, denn in dieser Sendereihe sind Gruppen eingeladen, die schon einmal beim Huraxdax dabei waren und jetzt im jungen Erwachsenenalter immer noch auf höchstem Niveau miteinander singen und musizieren. Wie beim Treffpunkt Volksmusik wird abends live aus dem Funkhaus gesendet. Es freut mich riesig, dass viele der Gruppen über Jahre zusammenbleiben und es ist total spannend zu beobachten, wie sie sich weiterentwickeln.
Und einige von ihnen schaffen dann sogar den Sprung vom Hörfunk in meine BR-Sendung Wirtshausmusikanten. Das ist abschließend auch noch ein gutes Stichwort. Denn es gibt dort seit Neuestem ein fixes Nachwuchsfenster, bei dem in jeder Sendung junge Musikanten von mir vorgestellt werden. Ich merke einfach, wie wichtig öffentliche und prominente Auftritte sind. Die Motivation wird dadurch freilich maßgeblich befeuert und erhöht die Chance, junge Menschen dauerhaft für die Volksmusik zu begeistern.
Liebe Traudi, ganz herzlichen Dank dir für die Zeit, die du dir für das Interview genommen hast und die Zeit, die du auch weiterhin in die Förderung des musikalischen Nachwuchses steckst.
Aufmacherbild:
Das nächste Huraxdax
Das nächste Huraxdax – Kinder machen Volksmusik findet statt am Sonntag, 24. November 2024 von 14.00 bis 16.15 Uhr im Studio 2 im BR-Funkhaus, Rundfunkplatz 1, München. Kartenvorverkauf über BRticket im BR-Funkhaus oder telefonisch unter +49 800 5900594 und bei MünchenTicket.
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