Peter Rosegger klangvoll entdecken

Peter Rosegger klangvoll entdecken

Ein klangvoller Stadtspaziergang zum Valentinstag mit Peter Rosegger in Graz. Vom Peterl zum Peter, vom Waldbauernbub zum Städter, vom träumerischen Verseschmied zum gefeierten Autor. In einer abwechslungsreichen Führung wandeln die Teilnehmer mit den GrazGuides Sigrid Rahm und Anna Maria Gutschi (Liedvermittlung) auf Peter Roseggers Spuren durch die Stadt und lernen auch seine (volks-)musikalische Seite kennen. Das Thema Liebe kommt dabei dem Valentinstag entsprechend, natürlich nicht zu kurz. Anekdoten und Zitate, gemeinsames Singen von Volksliedern und Vertonungen seiner Gedichte zeichnen ein erstaunlich modernes Bild des feinsinnigen Dichters, engagierten Bürgers und beherzten Menschen. Anmeldung: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Treffpunkt am Brunnen vor der Oper, Graz, Freitag, 14. Februar 2025, 15.00 – 17.00 Uhr
¡sing! im Prälatenhaus

¡sing! im Prälatenhaus

»Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder.« Unter diesem Motto finden im Prälatenhaus regelmäßig offene Singen statt. Zwei davon gestaltet in diesem Jahr Michael Reiter als Vermittler und Harmonika-Begleiter. Gesungen wird, was gefällt: zur Jahreszeit passende Lieder, Liebeslieder, Scherzlieder, Almlieder, Jodler und, und, und … Alle sind willkommen, keine musikalischen Vorkenntnisse erforderlich. Jeder Termin ist für sich abgeschlossen. Anmeldung: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Prälatenhaus, Am Kirchberg 20, Gratwein-Straßengel, Dienstag, 18. Februar 2025, 18.30 – 20.00 Uhr
Teufelsgeigertreffen

Teufelsgeigertreffen

Am Dienstag vor dem Faschingsdienstag findet wieder das beliebte Teufelsgeigertreffen beim Höchwirt statt und es wird wieder um die Trophäe des Geigateifls um die Wette musiziert. Im Vordergrund steht aber natürlich die Freude am gemeinsamen Spielen. Harmonikaspieler sind erwünschte und begehrte Gäste. Referenten: Ernst Fritz (vulgo BlizzFrizz), Gunther Hasewend (vulgo GrauBuaGunta), Michael Reiter (vulgo Admonter Stiftsbradler), Daniel Fuchsberger (vulgo Hönigtaler Soatnreißer). Info: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Gasthaus Zum Höchwirt, Zösenberg 6, Graz-Weinitzen, Dienstag, 25. Februar 2025, 14.00 Uhr
Jodel-Tankstelle

Jodel-Tankstelle

Die Jodel-Tankstelle ist garantiert nachhaltig, abgasfrei, preisstabil und Glückseligkeit erweckend. Als Treibstoff für Herz und Seele werden hier Jodler getankt. Angepasst an die Teilnehmer werden neue Jodler gelernt oder altbekannte wiederholt. Neueinsteiger sind herzlich willkommen, jeder Termin ist für sich abgeschlossen. Referenten: Nikola Laube & Michael Weissensteiner. Anmeldung: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Steirisches Volksbildungswerk, Herdergasse 3, 1.OG, Graz, Montag, 20. Januar, 3. Februar, 17. Februar, 3. März 2025, 18.00 – 19.30 Uhr
Bradl-Kurs

Bradl-Kurs

Zwei Tage angewandtes Bradln für Blasmusikanten aller Instrumente und Begleit-Musiker: Bass- und Begleitstimmen selber er-hören und dazupassen, Gegenstimmen basteln, Aus-dem-Hut-Arrangements musizieren … Der Unterricht erfolgt durchgehend in der Gruppe im Referenten-Rotationsprinzip, am Abend wird das Erlernte in die Praxis umgesetzt und aufgebradelt. Referenten: Michael Reiter, Hannes Bauer, Alexander Wartner, Marcel Mölschl. Anmeldung: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Probelokal des Musikvereins Admont-Hall, Eichelauweg 578, Admont, 8.–9. März 2025

Den Winter wegjodeln

Für Einsteiger und Fortgeschrittene. Von Null auf Holadjeiti an einem Tag! Jodel-Experten entführen die Teilnehmer in die wunderbare Welt der Jodelkunst – egal, von wo sie dorthin aufbrechen: Anfänger können hier ihre ersten Jodel-Schritte machen und die Kraft und Lebensfreude des Jodelns erfahren. Fortgeschrittene können mit Gleichgesinnten ihrer Jodel-Lust frönen, ihr Repertoire um die eine oder andere Rarität erweitern. Referenten: Daniel Fuchsberger & Michael Reiter. Anmeldung: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Bildungshaus Schloss St. Martin, Kehlbergstraße 35, Graz, Samstag, 15. März 2025, 10.00 – 17.00 Uhr
Symposium »Kultur grenzenlos?«

Symposium »Kultur grenzenlos?«

Kunst und Kultur bieten Chancen für arrangierte intergenerationelle und interkulturelle Begegnungen. In der Musik passiert das selbstverständlich, sie bietet Settings für ein gemeinsames Miteinander. In diesem Symposium, das sich an Pädagogen sowie alle weiteren Interessierten richtet, stellen sich dazu u. a. folgende Fragen: Was heißt es polykultureller Teilhaber in einem künstlerisch orientierten Prozess zu sein – für Jugendliche aber auch für Lehrende? Wie gelingt es österreichischer Volksmusik und der Volksmusik verschiedener Kulturen in einen Kontext mit einer generationenübergreifenden Umgebung zu kommen? Auf das Vortragsprogramm am Vormittag folgen am Nachmittag musikpraktische Workshops, freier Eintritt. Info: www.steirisches-volksliedwerk.at, +43 316 908635.

Festsaal Augustinum Graz, Lange Gasse 2, Graz, Mittwoch, 26. März 2025, 9.00 – 17.00 Uhr
Geschwister: Musikalische Verwandtschaften

Geschwister: Musikalische Verwandtschaften

Text: Vinzenz Härtel Fotos: Kerstin Proell, Hermann Härtel sen., Bernd Wimmer, Stephan Mussil, Christoph Huber

Das Elternhaus

Die Mama spielt Geige und Klarinette, der Vati die Geige und die Posaune. So fing das Ganze in Zitoll an. Die fünf Kinder Hermann, Marie-Theres, Dietlinde, Matthias und ich durften alle in die Musikschule gehen und zuerst Flöte und danach entweder Geige oder Cello lernen. Die restlichen Instrumente wie Harmonika, Trompete, Klarinette, Helikon, Schlagwerk und noch viele weitere lagen oder hingen im Haus herum. Bereit zum Gebrauch. Unsere Eltern verfolgten folgenden Ansatz:

»Wir lassen die Instrumente im Haus herumliegen, denn irgendwann wird das Interesse geweckt, eines davon auszuprobieren. Das mag zu Beginn durchaus fürchterlich klingen und dabei kann auch so manches Instrument zu Bruch gehen. Allerdings kann dadurch die Neugier gestillt werden und der feste Wunsch entstehen, ein weiteres Instrument zu erlernen. Das ist eine echte Hilfestellung, die unweigerlich zum Erfolg führt.«

Die Härtel-Kinder

Foto: Hermann Härtel sen.

So kamen wir Härtel-Kinder in den Genuss, alles ausprobieren zu dürfen und lernten mitunter gleich den Umgang mit den Instrumenten beim geschwisterlichen Zusammenspiel. Das war also der erste Zugang zur Klangwelt. Zuvor aber muss erwähnt werden, dass unser Vater zuallererst Instrumente aus Holzbrettern bastelte und diese mit Farben bemalte. Mit diesen rustikalen Geigen samt Geigenbogen, Harmonika und Tuba fiedelten wir bereits als Kleinkinder bei den Proben der Citoller Tanzgeiger mit, wobei wir durch die stummen Instrumente gezwungen waren, die Melodien mitzusingen.

Weitere ganz wesentliche Berührungspunkte mit der Musik waren durch sämtliche Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten, Sauschädlstehlen, Schnapsbrennen, Neujahrsgeigen etc. gegeben. »Die Nåchbarin håt heut Geburtståg – då spiel ma ån!«, oder »Die Bergbauerntochter heiratet morgen – die weck’ ma auf!«, hieß es und wir Geschwister gingen zum Nachbarhaus und spielten zum Ehrentag ein Ständchen. Bei solch ungezwungenen Anlässen lernten wir den Gebrauch und Einsatz der Musik im alltäglichen Leben kennen – Musik als Lebensmittel. Noch dazu genossen wir Kinder die Gastlichkeit der Nachbarn, die unmittelbar mit der Musik in Verbindung stand.

Trio Hupsala

Foto: Christoph Huber

Das Geschwisterhaus

Die Geschwister Härtel sind wie eine musikalische Jukebox. Ist man auf der Suche nach einem bestimmten Genre oder einer bestimmten Musikrichtung, so ist die Chance groß, diese in unserem Repertoire zu finden. Jeder der von uns hat, nach dem heimatlichen musikalischen Fußbad und dem Besuch der Musikschule, seinen eigenen Zugang zur Musik gefunden und obwohl wir geographisch durch viele Kilometer getrennt sind, vereinen uns die gemeinsamen musikalischen Wurzeln.

Video: Die Geschwister Härtel unplugged.

Nach dem Verlassen des Elternhauses war das gemeinsame Musizieren schon allein durch die örtliche Entfernung – und auch den vollen Terminkalendern geschuldet – nur sehr eingeschränkt möglich. Eine Ausnahme bilden unsere beiden Schwestern Marie-Theres und Dietlinde, die bereits jahrzehntelang mit der Damenband Netnakisum die Bühnen erklimmen oder auch meine Brüder Matthias und Hermann, die gemeinsam bei der Formation Tanzhausgeiger spielten.

Die Geschwister Härtel

Foto: Stephan Mussil

Hin und wieder aber kommt es vor, dass sich eine Geschwisterformation bildet. Das sind für mich die schönsten Momente: In diesem Fall braucht es keinen Probentermin vor dem Auftritt und keine Absprache welches Stück wir als nächstes spielen. Es passiert so vieles aus demselben Guss und so viele gleiche Ideen bilden ein tolles Ergebnis. Zur Erklärung soll noch einmal betont werden, dass wir eben aus derselben musikalischen Schule kommen. Wir durften alle mit den Citoller Tanzgeigern groß werden.

Vinzenz Härtel

Foto: Bernd Wimmer

»… wie eine musikalische Jukebox!«

Freunde wie Geschwister

Nun ist aus unserer Kinderstube ein großes Repertoire entstanden, dass uns unsere Vorbilder wie die Steirischen Tanzgeiger, später die Citoller Tanzgeiger sowie die Tanzgeiger mit Rudolf Pietsch und auch das Heanznquartett weitergaben. Bei vielen Musikwochen gaben wir bereits als Jugendliche genau dieses Wissen weiter. In ausgiebigen Sessions gelang es uns viele Musikantinnen und Musikanten für die Volksmusik auf Streichinstrumenten zu begeistern und zu infizieren, welche seit jeher nicht nur diese Musik, sondern auch die Art und Weise der Weitergabe leben.

Bei einer dieser Sessions auf der Musikwoche in Johnsbach ist das Trio Hupsala mit Claudia Schwab, Johannes Bär und mir entstanden. Dieses Projekt liegt mir besonders am Herzen, da Claudia und ich bereits im Jugendorchester Frohnleiten miteinander musiziert haben. Aus Frohnleiten gibt es noch einen besonderen Musikantenfreund – Maximilian Petrischek. Er hat sich im Laufe der Jahre ein großes Repertoire von vielen Vorbildern, wie den Lexn Buam oder der Kapelle Zwanzger angeeignet und spielt landauf und landab. Es ist ein großes Vergnügen mit ihm unzählige Stunden auf den Tanzbodenbühnen zu verbringen dürfen.

Eine meiner Brasilien-Reisen hat mich sehr geprägt und ist auch der Beginn einer neuen Musikgruppe und einer tiefen familiären Freundschaft. Bei diesem Urlaub lernte ich die Familie Sousa dos Santos kennen. Nach dem Essen packte Boneco, der Schwiegersohn der Familie, die Trommel aus und begann zu singen. Nach und nach wurde die Band größer und so stand irgendwann auch ich spielend mitten im Wohnzimmer. Boneco lernte mir in dieser Woche zehn Sambamelodien, ohne ein Wort Deutsch oder Englisch zu benötigen – es sei dazugesagt, dass ich dem Portugiesischen auch nicht mächtig bin. Aber er sang mir die Melodien so lange vor, bis ich diese intus hatte. So einfach. Inzwischen kommt die gesamte Familie zwischen Mai und September nach Europa und wir touren mit der Austro Brazil Connection durch das Land, obwohl wir uns noch immer sprachlich nicht verständigen können.

Austro Brazil Connection

Foto: KerstinProell

Ja, die Liste mit Musikern, die sich hauptsächlich über die Musik verständigen, ist lange. Es funktioniert ähnlich, wie bei zwei alten Freunden, die sich mehrere Jahre nicht gesehen haben, deren Freundschaft aber nicht unter der zeitlichen Entfernung beider Leben leidet.

Next Generation

Und jetzt sind die Geschwister Härtel bereits alle Eltern geworden. Zum Geburtstag der Nachbarin spielt die Nachwuchsband bestehend aus Cousinen und Cousins, die Harmonika bedient der Onkel, den Bass zupft die Mama und die Kleinsten spielen auf den noch immer existierenden rustikalen Holzinstrumenten.

Das klingt im ersten Moment alles sehr trivial. Denn das Leben in einer Musikantenfamilie scheint schier wunderbar und ohne Probleme. Aber hier herrscht genauso der ganz normale Alltag. Glaubt mir!

07 CDCover Geburtstagswalzer Härtel Quintett

Neueste Publikation:

Wer Lust hat die Härtels daheim zu erleben, der hat mit der CD Geburtstagswalzer – Session 2 Gelegenheit dazu. Das Härtel Quintett musiziert darauf ausschließlich mit Kompositionen von Hermann Härtel sen.

www.tradmotion.at

Einfach lebendig

Einfach lebendig

Text: Florian Wimmer  Fotos: Ulrike Rauch, Anna Maria Gutschi

»Ich bin die Sabine und heute habe ich mich besonders angezogen für euch. Kennts ihr diese Kleidung?« Dieser Einstieg ist für Sabine Schlick, die im Dirndl vor einer 20-köpfigen Kindergartengruppe steht, bereits Routine. Ebenso die großen Augen der Kinder, von denen viele noch kaum Berührungen mit steirischer Volkskultur gemacht haben. »Steirerkleid«, lautet die erste Antwort der Kinder. Im spielerischen Gespräch arbeitet sich die Gruppe dann bis zum »Dirndl« vor. »Und jetzt hab ich eine besondere Begrüßung für euch«, fährt die Pädagogin fort, »aber ihr dürfts euch nicht schrecken.« Die Augen der jungen Zuseher werden noch größer – sogleich erschallt stimmstark der erste Jodler von Sabines Lippen. Auf die anfängliche Überraschung folgt schnell Gelächter. »Und dann ist der Bann eigentlich schon gebrochen, weil die Kinder als Echo gleich das nachjodeln, was ich vorjodle.« Und schon sind wir mittendrin in der Einfach lebendig-Vermittlungsarbeit, die laut Sabine Schlick deshalb so gut funktioniert, weil man nicht »groß reden muss«, sondern »einfach tut«.

»Keine Vollblutmusikantin«

Sich selbst bezeichnet die gebürtige Oberwölzerin nicht als »Vollblutmusikantin«. In ihrer Familie wurde zwar immer gerne gesungen und auch der Weg zum Akkordeon war familiär »geebnet«. Allerdings spielte sie nicht mit besonders großer Begeisterung: »Das war Ende der 1970er-Jahre, da war steirisch spielen total verpönt.« Den Weg zur Volksmusik fand sie erst später durch das Chorsingen. Nach der Matura in Murau absolvierte sie in Graz das Studium zur Sonderpädagogin und war als Integrationslehrerin in einer Hauptschule tätig. Parallel dazu sang sie in Chören, in denen das Volkslied eine »große Stellung« einnahm. Weil man als integrative Sonderpädagogin oft nicht als »echte Lehrerin« angesehen wird und sie sich zusätzlich einbringen wollte, begann sie auch Musik zu unterrichten und übernahm die Leitung des Schulchors. Obwohl ihr gerade die musikalische Arbeit mit den Schülern großen Spaß machte, entschied sie sich 2007 ihr Berufsleben in neue Bahnen zu lenken. Auf der Suche nach freiberuflichen Möglichkeiten absolvierte sie einen theaterpädagogischen Lehrgang, eine Ausbildung zur Märchenerzählerin und die Einschulung zur Einfach lebendig-Referentin des Steirischen Volksliedwerks – seitdem ist sie in all diesen Bereichen selbstständig tätig.

»Traditionsvermittlung mit
allem, was an Lebensenergie und Freude drinnen steckt – schon seit hunderten von Jahren.«

Sabine Schlick in Aktion

Foto: Ulrike Rauch

Die ersten Termine im Projekt Einfach lebendig absolvierte sie noch mit dem Akkordeon, sie merkte aber schnell, dass ihr das »nicht ganz passte« und begann Steirische Harmonika zu lernen. Sie bemühte sich »im Nu« Stücke zu lernen, die sie gleich direkt in der Vermittlung anwenden konnte. Seitdem ist ihre Harmonika feste Begleiterin bei allen Schul- und Kindergartenbesuchen: »Das taugt mir irrsinnig, weil sie bei den Kindern immer super ankommt.«

Von der klassischen Geigerin zur Musikantin

Wie Sabine Schlick konnte auch Anna Maria Gutschi in ihrer Kindheit und Jugend vorerst nicht so viel mit Volksmusik anfangen. Sie wuchs in St. Anna ob Schwanberg auf, wo sie durch ihr traditionsverbundenes Elternhaus weststeirisches Brauchtum genauso erfahren durfte, wie die wertvolle Gemeinschaft, Proben und Feste des dortigen Kirchenchores, der neben Kirchenliedern viele Volkslieder und Jodler sang. Leider minderte die verstimmte Kirchenorgel der kleinen Bergkirche den Genuss beträchtlich: »Für mich als Kind ergab das starkes körperliches Unbehagen.«

Ihre musikalische Leidenschaft galt immer schon der Geige, die sie ab der zweiten Klasse Volksschule erlernen durfte – wie in den 1980er-Jahren üblich »rein klassisch nach Noten« und ganz ohne Volksmusik. Als sie nach Graz kam, um die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin zu absolvieren, erkannte ihr Klassenvorstand ihr musikalisches Talent und »schickte« sie ins Musikgymnasium, wo »das Ganze dann seinen Lauf genommen hat«. Über andere Schüler (u. a. Hermann und Resi Härtel, Christian Bakanic) entdeckte sie die experimentelle, spielerische, für sie »spannende« Seite der Volksmusik, die sie nicht mehr losließ. Im Geigen-Konzertfachstudium wählte sie Volksmusik dann bereits als Schwerpunktfach – eine Kombination die damals »ziemlich einmalig« war, da die meisten »Klassiker« damals Volksmusik noch sehr geringschätzig betrachteten.

An ihren Anfang als Volksmusikantin, als sie von einem späteren Studienkollegen gefragt wurde, ob sie in seiner Volksmusikgruppe mitspielen wollte, erinnert sie sich noch lebhaft: »Dann stehst du da ohne Noten und spielst keinen einzigen Ton, weil du keine Ahnung hast was du spielen sollst. Und die anderen Musikanten können keine einzige Note lesen aber spielen alles und überall gleich dazu. Das war mir so peinlich, hat mich aber auch zugleich fasziniert.« Die Faszination siegte und so begann sie, sich intensiv mit Volksmusik zu beschäftigen, deren »freierer« Zugang sie bis heute begeistert. Zusammenspielen und Zusammenspüren sind für sie dabei die wichtigsten Aspekte – im besten Fall verstehe man sich ohne Worte. Schließlich traf sie eine wichtige Entscheidung, als sie nach zweijährigem Aufenthalt in Bayern das Probespiel für ein renommiertes Orchester absagte und in die Steiermark zurückkehrte, um mehrere Jahre als freischaffende Musikerin (eigentlich Musikantin) zu leben. Als Musikvermittlerin bei Einfach lebendig ist sie seit 2015 tätig. Der von ihren »Lehrmeistern« Gina Zenz und Herbert Krienzer geprägte Vermittlungszugang über die spielerische Freude am gemeinsamen Tun – »ganz ohne Missionierung und Ästhetikpolizei« (Zitat aus der aktuellen Projektbeschreibung) – kommt ihrem eigenen Zugang zu Volksmusik sehr entgegen.

2017 erfuhr sie allerdings einen unerwarteten Schicksalsschlag, als sie die Diagnose »fokale Dystonie« erhielt und deshalb »mehr oder weniger« die Geige an den Nagel hängen musste. »Das ist eine neurologische Verfilzung im Hirn, wenn man als perfektionistischer Mensch einfach zu viel tut«, erklärt sie die auch als »Musikerkrampf« bezeichnete Erkrankung, bei der es durch übermäßiges Training zu einem Kontrollverlust der Fingerfeinmotorik kommt. Nach einer längeren Pause hat sie nun damit begonnen, »neue Wege« zur Musik zu finden: »Das Ganze verlagert sich jetzt mehr aufs Unterrichten, aufs Singen und elementare Spiel auf anderen Instrumenten.« Die Musikvermittlung für Kinder nimmt dabei eine besondere Rolle ein, nicht zuletzt, weil sie vor einigen Jahren selbst Mutter geworden ist.

Zu den Musikpädagoginnen: Anna Maria Gutschi, Musikerin, Musikpädagogin und Yogatrainerin, lebt mit ihrer Tochter in der Schilchermetropole Stainz in der Weststeiermark. Sabine Schlick, Erzählerin, Humoristin, Theaterfrau und Musikpädagogin, lebt seit kurzem wieder in Oberwölz in der Steiermark. frau-sabine.at

Foto: Ulrike Rauch

Einfach tun

Als Musikvermittlerinnen im Projekt Einfach lebendig nehmen Anna Maria und Sabine zwar gewisse Unterschiede zwischen Land und Stadt wahr – am Land sind Volkskultur und Volksmusik oft bekannter, der Umgang damit sei oft »natürlicher« – allerdings wird das Programm von allen Kindern gerne angenommen, ganz unabhängig von ihrer Herkunft. »Tanzen, Jodeln, Klatschspiele – das ist interkulturell, das versteht man auch ohne steirischen Dialekt sprechen zu können«, so Anna Maria. Sabine ergänzt: »Wenn man hört: ›Das ist so verbindend und dann sind wir alle eins …‹, dann dreht man innerlich oft ein bisschen die Augen über … Aber es stimmt! Es ist mitreißend und es ist niederschwellig. Sie merken gar nicht, dass sie mit Begeisterung angesteckt werden.« Dass das auch in der heutigen hochdigitalisierten Zeit – in der Kinder es oft gewohnt sind, multimedial »berieselt« zu werden und die Melodien ihrer Lieblingsserien oft besser kennen als jedes Kinderlied – analog und ohne großen Technik-Einsatz funktioniert, begeistert die Referentinnen immer wieder aufs Neue. »Man kann sie nach wie vor mit dem Einfachsten, Ursprünglichsten begeistern. Man braucht nicht irgendwelche Youtube-Einspielungen oder Events, sondern das geht im Sesselkreis in der Klasse. Dass das noch immer funktioniert, fasziniert mich«, so Sabine. Anna Maria ergänzt, dass sie zwar in den letzten Jahren bemerkt, dass Kinder durch die ständige Medienverfügbarkeit »oft nicht mehr so gewohnt sind, selbst etwas zu produzieren.« Allerdings kämen sie durch das direkte Mitmachprogramm vor lauter Tun »gar nicht wirklich zum Nachdenken« und »irgendwann spüren sie es dann, dass es ihnen doch taugt, dass es ihnen guttut.« Viel besser lässt sich das Projekt Einfach lebendig eigentlich nicht beschreiben. Wie wir schon gehört haben, geht es ja viel mehr ums Tun als ums Reden …

Ein Beitrag in Kooperation mit dem Steirischen Volksliedwerk.

Das Projekt Einfach lebendig des Steirischen Volksliedwerks richtet sich an Schulen und Kindergärten in der Steiermark und vermittelt Traditionen zum Mitmachen auf lustvolle Weise.

https://shorturl.at/Xv0VY

Sabine Schlick in Aktion

Foto: Ulrike Rauch