editorial

zwiefach #05-2023

24. August 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

»Musik ist eine Reflexion der Zeit, in der sie entsteht.«

Diana Ross (*1944)

Liebe Sänger & Musikanten,
liebe Leserinnen & Leser!

Ich hoffe, Sie haben einen schönen und erholsamen Sommer verbracht. Sicher ging es Ihnen wie mir, dass die entspannten Tage viel zu schnell vergangen sind. Manchmal fließt die Zeit einfach nur so dahin – unabhängig davon, ob es viel oder wenig zu tun gibt. Auch beim Musizieren ist das nicht anders: da gibt es Abende, da mag man es gar nicht glauben, so schnell schlågts kloa und die Gaststube leert sich zusehends, während sich andere Auftritte ziehen wie ein elend langer Kaugummi. Schon ein bisserl seltsam, aber wohl menschlich.

Überhaupt spielt die Zeit eine große Rolle beim Singen, Tanzen und Musizieren. Denken wir nur an die verschiedenen Tempi. Da gibt es die ganz langsamen Polkas, die hutscherttrantscherten, die mit mittlerem Tempo, die schnellen und die rasanten … und jede Menge Zwischenstufen. Ja und dann gibt es Melodien, die werden von den einen schnell und von den anderen eher langsam musiziert. Sogar die Musikanten selbst schwanken zum Teil von Auftritt zu Auftritt und gar nicht so selten auch innerhalb eines Stückes. Letzteres freilich ist für Tänzer nicht ganz so optimal. Schon Wolfgang Amadeus Mozart bemerkte 1777 in einem Brief »[Tempo ist] das nothwendigste und härteste und die hauptsache in der Musique.« Da sollte also vielleicht das Üben mit einem Metronom in Angriff genommen werden. Nicht ganz einfach, aber doch ganz heilsam, wenn man überhaupt erst einmal feststellt, wie groß die eigenen Schwankungen sind.

Der Urheber des Metronoms war im Übrigen ein gebürtiger Regensburger: Johann Nepomuk Mälzel (1772–1838). Als Sohn eines Orgelbauers zog er 1792 nach Wien, studierte Mechanik und etablierte sich dort als Erfinder und Konstrukteur international bewunderter mechanischer Musikautomaten. Für Beethoven konstruierte er Hörrohre und für Versehrte der napoleonischen Kriege Prothesen. 1815 schließlich ließ er das Metronom patentieren. Mit diesem Gerät kann das Tempo von Musikstücken gemessen werden. Vielfach werden die Tempi von Kompositionen und Tanzweisen bis heute mit MM (= Mälzels Metronom) angegeben. Ein Versuch Musik zu standardisieren.

Volksmusik freilich ist lebendige Musik. Schon aus dem Charakter der Stücke ergibt sich vielfach das Tempo. Tanzschritte und Choreographien können bestimmende Elemente sein. Die Aufführungspraxis aber steht im Vordergrund, persönliche Vorlieben und tagesaktuelle Befindlichkeiten genauso wie regionale Besonderheiten oder langjährige Traditionen. Man kann und muss eben doch nicht alles regulieren, auch nicht in der Musik – Gott sei Dank!

Ich wünsche Ihnen jetzt genügend Zeit zum Schmökern in der gedruckten oder digitalen »zwiefach« und vielleicht auch etwas Muse, um sich hier auf unserer nigelnagelneu gestalteten Website www.zwiefach.de umzuschauen. Wie immer versuchen wir damit zusammen mit Ihnen am Puls der Zeit zu sein.

Mit zeitlosen Grüßen,
Ihr Roland Pongratz

[Sie finden die Ausgabe #5-2023 der  »zwiefach« hier im Archiv]

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