editorial

zwiefach #06-2023

17. November 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

»Ohne Hirten wird aus Schafen nie eine Herde.«

Rumänische Volksweisheit

Liebe Sänger & Musikanten,
liebe Leserinnen & Leser!

Musik gehört seit vielen Jahrhunderten unmittelbar zu den Hirten. Nicht zufällig haben die Hirten bei den alpenländischen Krippendarstellungen meist Instrumente dabei. Sie gehörten zu ihren wichtigsten Arbeitsgeräten. Hirtenhorn, Dudelsack, Schalmeien oder Flöten in den unterschiedlichsten Ausformungen waren wichtig für die Signalgebung, um die zu beaufsichtigende Herde zusammen und unter Kontrolle zu halten. Wo die Musikinstrumente aber nun schon mal da waren, wurden sie auch zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib eingesetzt, so entwickelte sich eine reichhaltige Musikkultur mit großem Melodien- und Klangreichtum.

Inzwischen sind in unseren Breiten die Hirten und ihr Handwerk schon fast verschwunden. Sie wurden abgelöst von mobilen Weidezäunen oder Stallhaltung. Erhalten haben sich Darstellungen, Bräuche, Lieder und Tänze, so dass die Hirten noch in guter Erinnerung sind und bei weitem nicht aus dem kollektiven Gedächtnis der jungen Generationen verdrängt wurden. Und immer in der Vorweihnachtszeit treten sie auf, die Hirten, bei den unzähligen Adventsingen und Weihnachtssingen. Schon seit dem 10. Jahrhundert können in Europa Hirtenspiele am Altar nachgewiesen werden. Das älteste im deutschsprachigen Raum bekannte und auch textlich überlieferte Spiel ist das Freisinger Magierspiel, das wohl ab etwa 1080 zur Aufführung kam. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstanden zahlreiche regionale Varianten zur immer gleichen Handlung – stets angereichert mit fröhlicher Musik.

Fast jedes Kind hat wohl in seiner Kindergarten- oder Schulkarriere in irgendeiner Form an solchen Aufführungen mitgewirkt. Die Hirten kommen dann trotz ihres mühsamen und kargen Alltags humorvoll rüber. Sie dürfen ein bisserl frech und lumpert sein. Und irgendwie möchte dann jeder Zuseher so ein Hirtenlauser sein, weil sie einfach sympathisch sind und es auf der Bühne ganz nah beim Jesuskind menscheln lassen. Manche aus der fidelen Hirtenschar haben es sogar zu großer Berühmtheit gebracht, denken wir nur an die Riederinger Hirtenbuam, aus deren Reihen inzwischen mehrere gefeierte Theater-, Film- und Fernsehschauspieler und sogar ein waschechter Tatortkommissar hervorgegangen sind … und mit den Riederinger Musikanten eine blitzsaubere Volksmusikformation, deren Mitglieder am Münchner Volkstheater schon so manchem Stückl zum Erfolg verholfen haben.

In der vorliegenden »zwiefach« nähern sich unsere Autoren dem Thema Hirten und Schäfer aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie sind nahe dran an den Menschen und dem was sie bewegt. Und sie zeigen uns, welche Rolle die Musik in Bräuchen und im Leben spielen kann.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und eine gute Zeit bis zur nächsten »zwiefach« zum Jahresbeginn 2024.

Ihr Roland Pongratz

[Sie finden die Ausgabe #6-2023 der  »zwiefach« hier im Archiv]

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