Text: Antonia Kreppert; Fotos: ZeMuLi
Die Musik spricht, wie die Natur, unsere Sinne an und kann deren Wahrnehmung sogar verändern. Wer sich bei einem Spaziergang in der Natur auf die Geräusche konzentriert, der wird feststellen, dass auch hier Musik zu finden ist. Sei es Vogelgezwitscher, Donnergrollen oder das Heulen des Windes: Nicht ohne Grund haben sich viele Künstlerinnen und Künstler diese Naturgeräusche für ihre Kompositionen zu Eigen gemacht. Nach so einem Spaziergang reagieren die menschlichen Sinne wieder sehr viel sensibler auf die Umgebungsgeräusche des Alltags.
Bei Liedern kommt zur Melodie der Text hinzu, der unsere Sinne berührt und dadurch Emotionen und Erinnerungen hervorrufen kann. Pflanzen und Töne haben aufgrund ihres natürlichen Ursprungs viele Gemeinsamkeiten und sind untrennbar mit dem menschlichen Leben verbunden.
»Durch die Blume« – Symbolik der Pflanzen
Die Natur ist sehr häufig in traditionellen Liedtexten zu finden. In vielen Liedern werden Kräuter, Bäume und Blumen besungen. Diese Symbole der Botanik verstärken in den Liedtexten die Aussagekraft und Poesie. Exemplarisch steht die Rose, ebenso wie die Linde, für die Liebe. Die Linde oder das Lindenblatt halten noch weitere Bedeutungen inne, wie Frieden, Treue und Gerechtigkeit.
»Eine solche merkwürdige Geographie …«
Eine weitere, häufig in Liedern verwendete Pflanze ist der Holler, Holunderbaum oder auch Hollerstaude genannt. Er soll der Lieblingsbaum der germanischen Göttin Holda gewesen sein, der er vermutlich diesen Namen verdankt. Dem Holler wird nachgesagt, dass er Haus, Hof und dessen Bewohner beschützt.
Unkräuter Kostbarkeiten. Kulinarische und musikalische Reise durch die Natur
CD Bei da Lindn bin i gsessn…
Die Zweige der Myrte gelten als Symbol der Lebenskraft, viele gesunde Kinder, Jungfräulichkeit und Liebe über den Tod hinaus. Aufgrund dieser Symbolik ist es naheliegend, dass Bräute schon in der Antike mit Myrtenkränzen geschmückt wurden.
Diese natürlichen Bilder drücken also »durch die Blume« aus, was nicht in den Zeilen steht.
Natur zum Anhören und Selbersingen
Der Bezirk Oberbayern hat in seiner Reihe Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern eine CD über Blumen und Bäume, Sträucher und Buschen, Obst und Kräuter, Garten und Gärtnerin in überlieferten Liedern, dazu Stücke für Saitenquintett herausgegeben.
Mitarbeiter des ehemaligen Volksmusikarchivs des Bezirk Oberbayern haben in Zusammenarbeit mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kräuterpädagogikkurses Töging 2006 ein Kräuter-Koch-Sing-Buch erstellt. In diesem Buch finden sich neben den verlockenden Rezepten Lieder mit den entsprechenden Kräutern aus unterschiedlichen Liedgattungen: Almlieder und Alpengesänge, alte Balladen, deutsche Volkslieder, Geselligkeits- und Hausiererlieder, Kinderlieder und Kinderspiele, Liebeslieder, Rätsellieder, Schnaderhüpfl und Tanzlieder.
Beide Publikationen können beim Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik (Krankenhausweg 39, 83052 Bruckmühl, zemuli@bezirk-oberbayern.de, +49 8062 5164) erworben werden!
0 Kommentare