editorial

zwiefach #02-2023

18. April 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

»Tyroler sind lustig, so lustig und froh; beim Wein und Tanze, da sieht man sie so.«

Aus der komischen Oper Der Tyroler Wastel (1796) von Emanuel Schikaneder (1751–1812) und Jakob Haibel (1762–1826)

Liebe Sänger & ­Musikanten, liebe Leserinnen & Leser!

Es gibt jede Menge gute Gründe, um nach Tirol zu fahren und dort angenehme Tage zu verbringen. Die Menschen, Schnee, Berge, Musik … Und ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen schon in einem der Tiroler Täler oder der Hauptstadt Innsbruck zu Gast waren und jede Menge positive (musikalische) Eindrücke gesammelt haben. Aber auch die Tiroler kommen zu uns und hinterlassen hier nachdrücklich ihre klingenden Spuren – und das schon ganz schön lang!

Wandermusikanten hat es wohl immer schon gegeben, nicht nur aus dem Alpenraum, aber was die Tiroler seit mehr als 250 Jahren auf die Achse oder Beine gestellt haben, das ist schon mehr als bemerkenswert. Und so haben sie deutliche Spuren hinterlassen, etwa auf den Wiener Volksbühnen des 18. Jahrhunderts, wo Tiroler Jodler zum Standard-​Programm gehörten, während die Tyrolienne, eine Ländlerform, zeitgleich in den Reigen der Kontretänze Aufnahme fand. Im frühen 19. Jahrhundert zogen schließlich die Nationalsängergesellschaften durch Europa und in die USA und beeindruckten nicht nur gekrönte Häupter und Wirtshausgäste nachhaltig mit ihren Vorträgen, sondern beeinflussten etwa auch Musikgrößen wie Emanuel Schikaneder, Anton Diabelli oder Ludwig van Beethoven in ihrem Schaffen.
Nun könnte man tatsächlich meinen, das wäre ein Phänomen der direkten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Tirol und Bayern, doch weit gefehlt, unsere »zwiefach«-Autoren zeigen uns bemerkenswerte Beispiele aus der Schweiz, aus Baden-​Württemberg, aus Dresden oder Hamburg. Überall kamen sie gut an, die Tiroler, in ihren bunten Trachten und mit ihrem ausgeprägten Unterhaltungstalent, und überall fanden sie begeisterte Nachahmer.
Das ist freilich keineswegs eine Erscheinung der Vergangenheit. Bis heute nehmen etwa der Tiroler Volksmusikverein und seine Aktiven eine Art Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht im Bereich der Volksmusikpflege Akzente zu setzen. Und die Besetzungsformen, Publikationen und Veranstaltungsformen finden in der globalisierten Welt mit den superschnellen digitalen Verbreitungsmöglichkeiten noch leichter ihren Weg heraus aus den Tiroler Tälern, hinein in die deutschsprachige Volksmusikwelt. Natürlich gibt es da auch Wechselwirkungen in die Gegenrichtung, aber das ist vielleicht mal Thema einer anderen »zwiefach«.
Ich wünsche Ihnen und Euch viel Spaß beim Schmökern und einen musikalischen Auswärts!

Mit klingenden Grüßen,
Ihr Roland Pongratz

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