Reiseinstrumente

Ein ganz persönlicher Überblick

12. Juli 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Reiseinstrumente – was für ein schönes Thema. Nun, eine Reise ist für den Einen eine kleine Bus-​Bahn-​Odyssee von Solln zur Glentleitn und für den Anderen eine Flugrundreise München – London – Tokio – Los Angeles. Das perfekte Reiseinstrument ist und bleibt die menschliche Gesangsstimme: Immer dabei, kein Gepäck, kein Transportbehälter, kein Gewicht und nimmt im Koffer keinen Platz weg.

Text: Josef Ludwig Pfitzer, Fotos: Archiv

Als zweite Gruppe wäre dann die der Hosen­sackinstrumente wie Maultrommel, Okarina, Triangl, Mundharmonika, Vogelpfeiferl oder Nasenflöte zu nennen. Dann folgen die kleinen Brüder und Schwestern der großen Instrumente wie Tisch- und Hakenharfe, die 1/3 Gitarre, die Klampfe, das Bas­settl und das Melodion. Weiter geht’s mit den selbstgebauten Improvisation- und Vor-​Ort-​Instrumenten wie Weidenflöte, Kammblasen, Grashalmmusi oder Löffelschlagen – oder natürlich auch das berühmte Birkenrindenstück aus der Quellmalz-​Sammlung!
Meine beiden Lieben sind das Raffele und die Zither und die will ich jetzt genauer unter die Lupe nehmen. Das Raffele (selber gebaut, vom Winterbastler oder Instrumentenbauer) ist ja schon ein schlankes, kurzes, stabiles, leicht auf Reisen mitzunehmendes Instrument, das vor allem in den Bergen gerne mit unterwegs ist.

Klappzithern vom Münchner Zitherbauer Kurt Hartwig passen problemlos in Taschen oder Rucksäcke.

Zithern für den Rucksack

Bei der Zither war es ja der – leider namenlos gebliebene – Kärntner Handelsmann, der jene kleine reisefähige Helm-​Schlagzither an Johann Petzmayer (1803–1884), den Zither- und Kammervirtuosen von Herzog Max in Bayern (1808–1888) verkaufte und damit den Grundstein für die heutigen Zithern legte.

Sehr viele der heutigen Konzertzithern (Danke Max Amberger) sind gute, alte Instrumente (wie Meinel und Kerschensteiner) und jede notwendige Reparatur ein Weg zwischen Leben und Instrumententod. Mei, wie viele Zithern mögen heut ja nicht einmal den Weg von der Wohnung bis zur feucht-​kalten Kirche …
Als Mantel-​Zithern waren die Zithern des 18. Jahrhunderts mit kleinen Mensuren und schlankem Korpus beliebt. Von der schlichten Schwarzen (wie Haslwanter und Tiefenbrunner) bis hin zu den schmuckvollsten Intarsien-​Zithern (wie Schwarzer, Tiefenbrunner und Kerschensteiner) ist alles dabei. Zitherbaukönig Franz Schwarzer (1828–1904) berichtet von einer Zither, die einer seiner Meister ein volles Jahr lang mit edelsten Intarsien belegte. Tja, aber wer gibt heute gern sein wertvolles Instrument mit dem Koffer beim Check-​In ab? – Und als Handgepäck werden mitgeführte Zithersaiten und Zitherring heutzutage schon mal als Waffen zur Flugzeugentführung eingestuft. Da ist dann das Raffele oder die kleine Bergzither aus der Wünsche-​Werkstatt in Markneukirchen eher schnell im Rucksack oder Koffer verstaut.
Der Münchner Philipp Schwarz hatte ja eine zerlegbare Klappzither erfunden und patentiert (D. R. G. M. 541287). Selbst der Kiem Pauli (1882–1960) liebte dieses wundervollste Reiseinstrument und auch ich hab meine Klappzither gern und überall mit dabei.
Wer Glück hat, der findet auch heute noch die schlanken Fisch-​Zithern (Form wie Tiefenbrunner und Kiendls Altzither mit kurzer Mensur).

 

Sie ist perfekt zum in die Manteltasche stecken und ins Wirtshaus tragen. Ach, das waren halt noch Zeiten, als in jedem Wirtshaus eine Gitarre, ein Raffele und eine Zither an der Wand hingen und diese nach der Sonntagsmesse ausgiebig gespielt wurden. Meine Raffele-​Lehrerin – die Thilde Schuster aus Reit im Winkl – hatte ihr Leben lang eine Kinderzither (als Raffele umgebaut) überall mit dabei. Von der Eckkapelle bis hin zum Ski-​Einkehrschwung in die Winkelmoosalm.
Also liebe Leserinnen und Leser, nehmt auch Ihr Euer Reiseinstrument mit auf die Reise und bringts ein bisserl mehr Licht, Freud und schlichte ursprüngliche unplugged Musik in die Welt.

Josef Ludwig Pfitzer

 

Zum Autor:
Der Münchner Josef Ludwig Pfitzer (*1969) ist gefragter Film- und Theaterschauspieler. In seiner Freizeit beschäftigt er sich nicht nur intensiv mit der Zauberkunst, sondern auch mit dem Zitherspiel. Zusammen mit weiteren Protagonisten der Szene wie Petra Hamberger oder Lisbeth Genghammer gestaltet er immer wieder musikalisch-​literarische Abende rund um das vielsaitige Instrument.

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